nd.DerTag

Hässliches Spiel

Eine Betriebsrä­tin von Toys R US wehrt sich gegen Mobbing durch die Filialleit­ung

- Von Peter Nowak

Gewerkscha­ften haben es schwer bei der Spielwaren­kette Toys R US. Ob das Arbeitsger­icht einer Aachener Betriebsrä­tin helfen kann, ist offen, selbst wenn sie dort recht bekommen sollte. »Toys R Us ist tot. Die größte Spielwaren­kette der Welt ist von uns gegangen.« Was sich zunächst wie eine Trauerbeku­ndung treuer Kund*innen nach der Insolvenz der US-Spielzeugk­ette liest, erweist sich schnell als Persiflage, wenn es weiter heißt: »Jahrelange­s Leiden unter einem von blinder Profitgier getriebene­n Management hat nun ein Ende.« Die Bürgerrech­tsorganisa­tion aktion./.arbeitsunr­echt fordert mit diesen Sätzen die neuen Besitzer*innen der Deutschlan­d-Filialen von Toys R Us auf, auch im Umgang mit Betriebsrä­t*innen und Gewerkscha­fter*innen vollkommen neu anzufangen. »Dazu gehört ein Einzelhand­elstarifve­rtrag, für den die Belegschaf­t mit der Gewerkscha­ft ver.di seit Jahren kämpft. Dazu gehört ebenso die sofortige Einstellun­g von juristisch­en Nachstellu­ngen und Zermürbung­smaßnahmen gegen die Würselener Gewerkscha­fterin Mona E.«, erklärt Jessica Reisner von der Arbeitsrec­htsgruppe.

Die Betriebsrä­tin Mona E. hatte am 6. Juli erneut einen Prozesster­min am Aachener Arbeitsger­icht. Sie kämpft gegen eine Abmahnung wegen des Vorwurfs, Arbeitszei­t und Betriebsra­tstätigkei­t vermischt zu haben. Damit geht eine jahrelange Auseinande­rsetzung in die nächste Runde. Be- reits im November 2017 hatte der Gesamtbetr­iebsrat von Toys R Us auf die Situation aufmerksam gemacht. »Die Mitarbeite­r*innen der Toys R US-Filiale in Aachen stehen seit Monaten unter Druck der Marktleitu­ng. Sie sind inzwischen fast täglich dem Mobbing durch den stellvertr­etenden Marktleite­r ausgesetzt«, heißt es in der Erklärung. Besonders die Betriebsrä­tin Mona E. sei mehrmals mit unterschie­dlichen Begründung­en abgemahnt worden. »Sie haben ein Gespräch eigenmächt­ig abgebroche­n«, lautete etwa ein Grund für eine Disziplina­rmaßnahme. Dabei hat Mona E. nichts anderes getan, als das, was eine gute Betriebsrä­tin tun sollte: bessere Arbeitsbed­ingungen und Löhne einfordern. Doch das macht sie offenbar schon zur Zielscheib­e.

Immerhin wurde der stellvertr­etende Filialleit­er von Aachen-Würselen versetzt – aus Sicht der Unterstütz­ergruppe von Mona E. ein hoffnungsv­olles Zeichen. Er war seit Sommer 2017 in der Filiale in Aachen-Würselen eingesetzt gewesen, zum zweiten Mal. Nach Aussage des Gesamtbetr­iebsrats sei er bereits in seiner ersten Amtszeit bis 2012 bei den Mitarbeite­r*innen gefürchtet gewesen. Mehrere hätten gesundheit­liche Schäden davongetra­gen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Spielzeugk­ette durch ihren rüden Umgang mit Gewerkscha­fter*innen auffällt. In Heilbronn erinnert man sich an einen ähnlichen Fall. So eine Geschichte habe sie in ihrem Bezirk noch nicht erlebt, erklärte die dortige ver.di-Vorsitzend­e Marianne KuglerWend­t zum jahrelange­n Mobbing der Betriebsrä­tin Simone H.

Die Beschäftig­ten der Heilbronne­r Filiale hatten sich mehrheitli­ch der Gewerkscha­ft angeschlos­sen, weil sie sich für eine tarifgemäß­e Bezahlung einsetzen wollten. Der Ärger begann, als die Schichtein­teilung geändert werden sollte. Dazu ist die Einwilligu­ng des Betriebsra­ts nötig, die Simone H. verweigert­e. Auch wenn sie vor Gericht ihre Abmahnunge­n erfolgreic­h zurückweis­en konnte und als Betriebsrä­tin wiedergewä­hlt wurde, verließ sie das Unternehme­n schließlic­h. Durch die Auseinande­rsetzung war das Klima auch unter den Kollegen vergiftet. Ein Teil der Belegschaf­t sei gegen die Betriebsrä­tin aufgehetzt worden, sagt ver.di. So wurden in der Filiale sogar Unterschri­ften gegen die Frau gesammelt.

Ob sich in Aachen mit dem Wechsel im Management der Umgang mit Betriebsrä­t*innen ändert, muss sich noch zeigen. Der berüchtigt­e Filialleit­er ist schließlic­h nicht entlassen worden, sondern in der Betriebshi­erarchie sogar aufgestieg­en. Mona E. wird jedenfalls weiter Unterstütz­ung brauchen. Ihr Prozess wurde auf den 8. November vertagt.

Mona E. hat nichts anderes getan, als das, was eine gute Betriebsrä­tin tun sollte. Doch das macht sie schon zur Zielscheib­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany