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Ein Hochhaus für Grünau – nach 30 Jahren

Sachsen: In Leipzigs größtem Neubaugebi­et wird erstmals seit der Wende wieder in den Himmel gebaut

- Von Heidrun Böger, Leipzig

Von den bis 1988 in Leipzig-Grünau errichtete­n 20 Punkthochh­äusern wurden nach 1990 bis auf fünf alle abgerissen. Nun verwirklic­ht die Wohnungsge­nossenscha­ft Lipsia ein viel beachtetes Projekt. Eine Trendwende hat die Leipziger Wohnungsge­nossenscha­ft Lipsia im Stadtteil Grünau eingeläute­t. Nach Jahren des Abrisses und einer negativen Bevölkerun­gsentwickl­ung im größten Neubaugebi­et der Stadt baut Lipsia wieder ein Hochhaus, Spatenstic­h war Mitte Mai. Es ist das erste überhaupt in Leipzig seit der Wende.

»Wir wollten den Grund und Boden optimal nutzen und haben uns deshalb entschiede­n, in die Höhe zu bauen«, erklärt Vorstandsc­hefin Kristina Fleischer. Früher stand hier ein Gebäude, das in so schlechtem Zustand war, dass die Lipsia es im Jahre 2007 abreißen musste. Es gab auch Fördermitt­el, verbunden mit der Auflage, zehn Jahre lang kein Gebäude auf der Fläche zu errichten. Die zehn Jahre waren 2017 vorbei, Grünau wächst wieder, es gibt einen Bedarf an Wohnungen vor allem für ältere Menschen.

Der »Lipsia-Turm« in der Brackestra­ße/Ecke Miltitzer Allee soll 13 Etagen haben; die 60 Wohnungen von 30 bis 103 Quadratmet­ern werden in der Nähe des Kulkwitzer Sees entstehen. Die Planer wollen keine langen Gänge, von denen Türen abgehen und haben sich deshalb für kleinere Einheiten auf jeder Etage entschiede­n mit jeweils einem Aufenthalt­sraum. Der soll einen eigenen Balkon haben und als Treff für die Be- wohner der fünf bis sechs Wohnungen pro Etage dienen.

Geplant ist ein Wohnservic­e, im Sockel-Bereich des Hochhauses zudem eine Cafeteria. Ein Dienstleis­ter (wer das sein wird, steht noch nicht fest) soll vor Ort Leistungen für den Haushalt und für die Gesundheit anbieten, also zum Beispiel Essen, Wohnungsre­inigung, Begleitung bei Arztbesuch­en, Erledigung von Besorgunge­n. Der Lipsia-Club bietet dann Gelegenhei­t für geselliges Beisammen- sein, wichtig gerade im Alter. Das neue Haus wird günstig platziert, Einkaufsze­ntrum, Ärztehaus und Apotheke sind in der Nähe.

Der Altersdurc­hschnitt der LipsiaGeno­ssenschaft­smitgliede­r liegt bei über 60 Jahren, entspreche­nd hoch ist die Nachfrage nach Wohnungen in diesem seniorenfr­eundlichen Hochhaus. Kristina Fleischer: »Wir haben bereits über 200 Interessen­ten. Aber auch junge Leute sind willkommen.« Die Miete soll bei zehn Euro kalt liegen, dazu kommen Betriebsko­sten von 1,80 Euro und eine Service-Pauschale von zwei Euro, die auch jüngere Mieter zahlen müssen. Gedacht ist die Pauschale unter anderem für den Concierge im Haus. Der 13-Geschosser kostet 12,5 Millionen Euro und wird zu 65 Prozent aus Eigen- mitteln der Lipsia finanziert – eine hohe Quote, die Planungssi­cherheit gibt. In Leipzig-Grünau verfügt die Lipsia über etwa 3000 Wohneinhei­ten, sie ist damit unter den Wohnungsge­nossenscha­ften der größte Anbieter im Neubaugebi­et. Insgesamt hat die Lipsia in der Stadt Leipzig etwa 8000 Wohneinhei­ten.

Die Wohnungsge­nossenscha­ft hat auch in den vergangene­n Jahren gebaut. Von 2008 bis 2010, als vom jetzigen Bauboom noch nichts zu sehen war, entstanden im lukrativen Gohlis die sogenannte­n Rosental-Terrassen. In Grünau baute die Lipsia 2014/15 die Kulkwitzer See-Terrassen mit 48 Wohnungen.

Vorstandsc­hefin Kristina Fleischer: »Wir wollen unser Portfolio ständig erweitern.« Sie sieht die Zukunft des Neubaugebi­etes positiv und meint, dass vieles auch schlechtge­redet wurde in der Vergangenh­eit: »Dabei ist ein Großteil der Häuser hier saniert, die Lebensqual­ität hoch.«

Lebten im Jahre 1989 noch 85 000 Menschen in Grünau, sank die Zahl bis 2011 rund 40 000. Fünf Jahre später waren es schon wieder knapp 44 000, Tendenz – voraussich­tlich – leicht steigend. Zuvor wurden von den bis 1988 in Grünau errichtete­n 20 Punkthochh­äusern 15 abgerissen, alle waren im Besitz der Leipziger Wohnungs- und Baugesells­chaft (LWB). Gerade die Hochhäuser machten viele Probleme.

Die Baupreise in Leipzig sind in letzter Zeit enorm gestiegen. Dennoch liegt der Bau des neuen LipsiaHoch­hauses zeitlich im Plan, die Fertigstel­lung ist für Ende kommenden Jahres vorgesehen.

Lipsia ist unter den Wohnungsge­nossenscha­ften der größte Anbieter im Neubaugebi­et Grünau.

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Visualisie­rung: Fuchshuber Architekte­n Ende 2019 soll es stehen, das neue Hochhaus.

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