Ziel Chefsessel
Fünf deutsche Städte, sie alle liegen östlich der Elbe, haben laut einschlägiger Internetlisten einen Oberbürgermeister oder eine Oberbürgermeisterin aus den Reihen der LINKEN. Eine Großstadt, diesen Titel gibt es ab 100 000 Einwohnern, ist nicht dabei. Das könnte sich im nächsten Jahr ändern, strebt doch in Rostock, wo rund 208 000 Menschen leben, ein Mitglied der Linkspartei den Spitzenplatz im Rathaus an.
Steffen Bockhahn, derzeit Rostocks Sozialsenator, will Oberbürgermeister seiner Heimatstadt werden. Der LINKEN-Kreisverband hat ihn jetzt für die voraussichtlich Ende Mai 2019 anstehende OB-Wahl nominiert. Der 39-Jährige ist damit der erste Kandidat, der sich um die Nachfolge des aus Altersgründen nicht wieder antretenden parteilosen Roland Methling (64) bemüht.
Bockhahns Chancen, ins OBBüro einzuziehen, dürfen als gut bewertet werden. Immerhin holte die LINKE 2014 bei den Wahlen zur Bürgerschaft 26,4 Prozent der Stimmen, ist damit stärkste Fraktion vor der CDU (20,5 Prozent) und arbeitet mit SPD und Grünen zusammen, ohne eine regelrechte Koalition gebildet zu haben.
Sein Lebensweg hat den gebürtigen Rostocker mit reichlich politischer Erfahrung ausgestattet. Mit 16 Jahren schloss sich Bockhahn der PDS an, rückte später sowohl in den Kreis- als auch in den Landesvorstand der LINKEN auf. Als Direktkandidat kam der studierte Politikwissenschaftler, der sich auch journalistisch betätigte, 2009 in den Bundestag, verlor das Mandat jedoch 2013 an die CDU. Eine Politikpause war damit für Bockhahn nicht verbunden, fungierte er doch seit 2007 als Fraktionsvorsitzender der LINKEN in der Rostocker Bürgerschaft. Sie wählte ihn 2014 zum Senator für Jugend, Soziales, Gesundheit, Schule und Sport.
Dem Sport widmet sich Bockhahn auch ganz persönlich: beim Handball und Rennradfahren. Und die Förderung von Sportstätten hat zusammen mit Kindertagesstätten, Schulen sowie dem Engagement für Stadtteile, die sich abgehängt fühlen, einen vorderen Platz auf der Agenda des Kandidaten für den Chefsessel im Rathaus.