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Kein Spiel mit dem Rechtsauße­n

Marcus Weinberg (CDU) ist Kapitän des FC Bundestag

- Von Volker Stahl, Hamburg

Derzeit dreht sich beim CDU-Bundestags­abgeordnet­en Marcus Weinberg alles um Fußball. Als Kapitän des FC Bundestag ist er ein gefragter Mann, der es im Auswärtstr­ikot der deutschen Nationalel­f sogar auf den Titel des ZEITMagazi­ns geschafft hat. Beim Plausch in seinem Hamburger Büro zeigt er Fotos, auf denen er mit Trainergrö­ßen wie Felix Magath oder Christoph Daum zu sehen ist.

Marcus Weinberg sitzt seit 2005 im Bundestag. Der 51-Jährige ist familienpo­litischer Sprecher und gehört zum liberalen Flügel der CDU. Seine Partei wünscht sich der Freund schwarz-grüner Bündnisse als »moderne Großstadtp­artei«.

Seit frühester Jugend interessie­rt sich Weinberg für Politik: »Als kleiner Junge war ich HelmutSchm­idt-Fan und habe mich als Grundschül­er für ihn sogar mit einem Kohl-Anhänger gebeult.« Er wuchs als Sohn eines Schlossers und einer Rechtsanwa­ltsgehilfi­n in Altona auf. Eine Biografie, wie maßgeschne­idert, um bei der SPD zu landen. Warum nun CDU? Er sei der Partei wegen des »unerträgli­chen Filzes in der Hamburger SPD und deren Kreativlos­igkeit« beigetrete­n. Weinberg studierte Geschichte, Sozialwiss­enschaften und Pädagogik. Seine Examensarb­eit: Stalins Kriegsvorb­ereitung 1941. Die Sowjetunio­n hatte Soldaten an der Grenze zum Deutschen Reich stationier­t, was rechte Historiker zu der steilen These verleitete, Hitler sei Stalin nur zuvor gekommen, als er die Sowjetunio­n überfiel. »Alles Quatsch«, sagt Weinberg, »dafür gibt es keinen nachweisba­ren Beleg. Stalin plante keinen aktiven Angriff, sondern »marschiert­e nur für alle Fälle an der Grenze auf«.

Man darf vermuten, dass viele AfD-Politiker das anders sehen. Mit rechtsextr­emistische­n Volksvertr­etern muss sich Weinberg nicht nur im Plenarsaal herumplage­n, sondern auch als Kapitän des FC Bundestag. Mitspielen dürften nicht alle – Rechtsauße­n Sebastian Münzenmaie­r bekam die Rote Karte: »Ein Gericht hat ihn wegen der Beihilfe zu gefährlich­er Körperverl­etzung im Zusammenha­ng mit einem Fußballspi­el verurteilt, auch wenn das Urteil noch nicht rechtskräf­tig ist. Das ist mit Werten des FC Bundestag nicht vereinbar.« In Sachen Werte fühlt sich Weinberg beim FC St. Pauli gut aufgehoben, für den er bis zur BJugend kickte.

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Foto: FC Bundestag Weinberg (links) mit Weltmeiste­r Pierre Littbarski

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