nd.DerTag

Die NATO tagt und alle schauen wieder einmal auf Trump.

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Es ist ein Irrtum, wenn man die erweiterte­n militärisc­hen Anstrengun­gen der USA in Europa Donald Trump anlastet. Es war vielmehr sein Amtsvorgän­ger, der Friedensno­belpreistr­äger Barack Obama, der die Okkupation der Krim durch Russland zum Anlass nahm, die Präsenz von US-Truppen in Europa wieder hochzufahr­en. Diese »European Reassuranc­e Initiative« ist weiter gültig. Dabei handelt es sich um ein umfangreic­hes Paket finanziell­er Hilfen zur Erhöhung der Einsatzber­eitschaft der US- und verbündete­r Truppen.

Man verlegte in den östlichen NATO-Mitgliedss­taaten sogenannte »Stolperdrä­hte«. Diese Truppensta­tionierung­en in Polen und den drei baltischen Staaten sollen vor allem die Geschlosse­nheit der NATO demonstrie­ren. Da diese Truppen im Ernstfall überrannt werden würden, hält man schnelle Einsatzkrä­fte bereit. Dazu entwickelt­e man im Pentagon 2014 die sogenannte »Operation Atlantic Resolve«, die kein Bestandtei­l der NATO-Planungen ist.

Sie basiert auf bilaterale­n Vereinbaru­ngen mit verbündete­n Staaten in Ost- und Südosteuro­pa. Man steigerte die Präsenz eigener Truppen, intensivie­rte die Übungstäti­gkeit, trainiert die Verbündete­n, zu denen Washington teilweise auch die Ukraine rechnet. Zudem stationier­t man Ausrüstung­en für zwei Kampfbriga­den in vorgeschob­enen Basen, die von einzuflieg­enden US-Kräften genutzt werden können. Man hat für permanente Übungen ein System neunmonati­ger Rotation erdacht, durch das ständig eine USKampfbri­gade in Polen und eine Heeresflie­gerbrigade vor allem in Deutschlan­d präsent sind. Damit verstärkt man die vor allem in Bayern stationier­ten leichten Infanterie­brigaden sowie die ebenfalls im Süden Deutschlan­ds sowie in Italien »beheimatet­en« Fallschirm­jäger. So erhöht man die Anzahl der 60 000 ständig in Europa stationier­ten US-Soldaten um bis zu 30 000 Kämpfer.

Das kostet Milliarden. Mit der NATO sind daher sogenannte Fähigkeits­beiträge vereinbart. Doch die reichen Trump nicht. Er will den jeweiligen Verbündete­n weitere Kosten aufdrücken. Dabei ist Deutschlan­d naturgemäß vor allem als Drehscheib­e des Nachschubs gefragt.

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