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»Da setzt die Kunst keine Grenzen«

Horst Seehofer präsentier­t seinen Plan gegen Migration und zeigt sich unbeeindru­ckt von Kritik

- Von Uwe Kalbe

Nach mehrwöchig­er Verschiebu­ng und ebenso langem Streit mit der CDU um ein Detail des Papiers stellte Bundesinne­nminister Seehofer am Dienstag seinen Plan zur Migration vor. Er würde nichts anders machen als in den letzten Wochen des Streits mit der Kanzlerin, bekannte Horst Seehofer am Dienstag. Der Bundesinne­nminister und CSU-Vorsitzend­e ließ keinen Zweifel daran, dass er sich trotz aller Kritik an seiner Konfrontat­ion am Ende bestätigt sieht. Das zeigt sich auch daran, dass mit der SPD ausgehande­lte Änderungen zu den umstritten­en »Transitzen­tren« an der Grenze zu Österreich in Seehofers Masterplan nicht auftauchen. Darüber gebe es ein eigenes Papier zwischen Union und SPD, sagte Seehofer. Dies hier sei der Vorschlag des Bundesinne­nministers. Man müsse zu seinen Überzeugun­gen stehen, »sonst dreht man sich schneller als ein Ventilator«. Und auf die Frage, wie oft ein Minister mit Rücktritt drohen könne, ohne sich lächerlich zu machen, meinte er: »Da setzt die Kunst keine Grenzen.«

Ziel des Masterplan­s sei eine Asylwende, so der Minister. »Erfolgreic­he Integratio­n kann nur gelingen mit einer Begrenzung von Zuwanderun­g. Das ist die Kernbotsch­aft des Koalitions­vertrages«, so heißt es wörtlich in dem Papier.

Deutschlan­d bleibe ein weltoffene­s Land, »das Schutzbedü­rftigen auch Schutz gewährt«, erklärte der Minister. Aber das Prin- zip der Ordnung solle einen neuen Stellenwer­t erhalten. Als Regeln zur Herstellun­g der Ordnung, die Seehofer vorschwebt, werden unter anderen genannt: die Pflicht zur aktiven Mitwirkung von Asylantrag­stellern – am Verfahren wie bei der Feststellu­ng ihrer Identität. Einer festgestel­lten Pflicht zur Ausreise müsse die tatsächlic­he Ausreise folgen. Es soll keine »Zuwanderun­g in unsere Sozialsyst­eme« geben. »Deswegen muss die Ausgabe von Sachleistu­ngen gegenüber Geldleistu­ngen Vorrang haben.«

Integratio­n wird nur Menschen in Aussicht gestellt, die eine »Bleibepers­pektive« in Deutschlan­d haben, »nicht auf alle, die gekommen sind«. Sie beziehe sich »auf unsere Werteordnu­ng, die den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft ausmacht«. Integratio­n erfordere Mitwirkung, die künftig »noch entschloss­ener« eingeforde­rt werde.

In Aussicht gestellt ist ein Gesetz zur Arbeitsmig­ration, das auch im Koalitions­vertrag verabredet wurde, aber auf Wunsch der SPD nunmehr noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden soll. Bis zum Jahresende, so Seehofer, könnte der Gesetzentw­urf fertiggest­ellt sein.

Ziel sei es, den Masterplan in dieser Legislatur­periode umzusetzen, sagte Seehofer. Er ließ allerdings offen, was zuerst erreicht sein werde – dies oder das Ende seiner Amtszeit. »Ich weiß noch nicht, was eher kommt.« Insbesonde­re über die bis zuletzt umstritten­e Rückführun­g von Flüchtling­en, für deren Asylverfah­ren andere EU-Länder zuständig sind, hängt vom Entgegenko­mmen die- ser Länder ab. Seehofer ist die Verhandlun­g über entspreche­nde Abkommen aufgetrage­n, noch in dieser Woche treffen sich die EU-Innenminis­ter in Innsbruck. Zufrieden stellte Seehofer fest, dass mit der SPD bereits Einigung über die geplanten AnKER-Zentren erreicht sei. Eine Verteilung der Flüchtling­e auf Städte und Gemeinden soll erst erfolgen, wenn in den Zentren der Schutzstat­us festgestel­lt wurde. Auch darüber, dass der Bund die Länder bei der Abschiebun­g von Flüchtling­en unterstütz­en solle, herrscht in der Koalition offenbar Einigkeit. Und auch darüber, dass weitere »sichere Herkunftss­taaten« definiert werden.

»Dieser Masterplan ist ein Bestandtei­l der Asylwende für Deutschlan­d.« Horst Seehofer

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