nd.DerTag

Meisterbri­ef des Egoismus

- Uwe Kalbe zum Masterplan Migration des Bundesinne­nministeri­ums

Horst Seehofers Masterplan besiegelt, was vor Monaten in Angriff genommen wurde – mit zwei Asylpakete­n und der verhindert­en Familienzu­sammenführ­ung von Bürgerkrie­gsflüchtli­ngen. Wenn es darin heißt, er sei geeignet, die Spaltung unserer Gesellscha­ft zu überwinden, dann unterstell­t dies den gemeinscha­ftlichen Willen zu einer abgeschott­eten Gesellscha­ft. Seehofers Masterplan ist ein ordnungspo­litisches Bekenntnis zu nationalem Egoismus. Die Visegradst­aaten scheel anzugucken, Orban und Co. zu schelten, ist unredlich, ohne zugleich Deutschlan­d zu nennen, das seine geografisc­he Mittelstel­lung seit Langem nutzt, um alle Verantwort­ung für Flucht und Migration wie in einer juristisch­en Kaskade nach außen, in Richtung der Länder an den Außengrenz­en der EU abzuladen.

Seehofers Masterplan ist ein Meisterbri­ef zur amtlichen Bestätigun­g dieser Strategie. Er erklärt zur Norm, was auch europäisch durchgeset­zt werden soll. Man kann das Papier als Zuarbeit für eine neue Dublin-Regelung betrachten, die bereits in Arbeit ist und das bisher geltende Asylrecht an den Abgrund führt. Der SPD gebührt das Verdienst, das Thema zu einem Randproble­m erklärt zu haben, um die Zustimmung zu Seehofer weniger schwerwieg­end erscheinen zu lassen. Zum Dank hat Seehofer ihre Änderungsw­ünsche nicht einmal in seinen Plan übernommen.

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