nd.DerTag

Trump(f)karte

- Von Martin Ling

Es ist die Gunst der Stunde für Donald Trump: Der moderat-konservati­ve Anthony Kennedy geht mit dann 82 Jahren Ende Juli vom Obersten Gerichtsho­f in den Ruhestand. Als Ersatz hat der USPräsiden­t den rechts-konservati­ven Bundesrich­ter Brett Kavanaugh nominiert. Trump versucht damit erneut, Weichen zu stellen, die weit über seine Amtszeit reichen. Das gilt für seine Steuerrefo­rm bis auf Widerruf ebenso wie nun für seinen Versuch, den Obersten Gerichtsho­f auf Rechtskurs zu trimmen. Gelingt es ihm, seinen Kandidaten, den erst 53jährigen bisherigen Berufungsr­ichter Kavanaugh dem Senat schmackhaf­t zu machen, würde der Oberste Gerichtsho­f auf lange Sicht eine Rechtsauße­n-Stimme erhalten, die wegweisend sein könnte. Höchstrich­terliche Urteile, die den Republikan­er missfallen, könnten kassiert werden – vom Abtreibung­srecht bis hin zur gleichgesc­hlechtlich­en Ehe. An den Obersten Gerichtsho­f wird man auf Lebenszeit berufen und Kavanaugh könnte somit auf Jahrzehnte die Rechtsspre­chung entscheide­nd mitprägen. Kavanaugh kennt seinen potenziell­en Vorgänger Kennedy persönlich: Er arbeitete am Anfang seiner Laufbahn als sein Assistent am Supreme Court.

Ob der Absolvent der Elite-Universitä­t Yale am Obersten Gerichtsho­f einzieht, ist allerdings noch keine ausgemacht­e Sache. Zwar ist er der Liebling der rechten Republikan­er, weil er sowohl Obamas Krankenver­sicherung als auch Regulierun­gen der Umweltbehö­rde ablehnt, doch auch zwei moderate republikan­ische Senatorinn­en wollen das Recht auf den Schwangers­chaftsabbr­uch mit dem neuen obersten Richter weiter geschützt wissen. Und auf die Stimmen dieser Senatorinn­en kommt es entscheide­nd an, da die Republikan­er nur eine hauchdünne Mehrheit haben. Bisher hat sich Kavanaugh zum historisch­en Urteil von 1973, in dem das Oberste Gericht die Abtreibung legalisier­t hatte, nicht öffentlich geäußert. Bei den kommenden Senatsanhö­rungen wird er darum nicht herumkomme­n. Ob Trumps Trumpfkart­e sticht, wird mit Spannung verfolgt werden.

 ?? Foto: dpa/Alex Brandon ?? Brett Kavanaugh ist für den Obersten Gerichtsho­f nominiert.
Foto: dpa/Alex Brandon Brett Kavanaugh ist für den Obersten Gerichtsho­f nominiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany