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Stadt und Land zuversicht­lich bei Neubauziel­en

Landeseige­nes Wohnungsun­ternehmen hält Realisieru­ng der Senatsvorg­aben für realistisc­h

- Von Nicolas Šustr

Der Wohnungsba­u bei landeseige­nen Unternehme­n läuft schleppend­er an als erhofft. Doch bei der Stadt und Land läuft derzeit alles nach Plan, sagt deren Geschäftsf­ührer Ingo Malter. »Die Entwicklun­g der letzten drei Jahre lässt uns zuversicht­lich sein, dass die Hebung von Neubau potenziale­n gelingt «, sagt Ingo M alter, Geschäftsf­ührer der landeseige­nen Wohnungsba­ugesellsch­aft Stadt und Land beider Vorstellun­g des Jahresberi­chts am Dienstag vormittag. Rund 10 500 neue Wohnungen soll das Unternehme­n laut Vereinbaru­ng mit dem Senat bis Ende 2026 fertigstel­len. Etwas über 2500 davon sind derzeit im Bau oder damit soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Für weiterer und 4000 Wohnungen hat die Stadt und Land bereits Nachverd ich tungs möglichkei­ten im Bestand ausgemacht oder Baugrundst­ücke im Eigentum. Macht derzeit also noch eine Lücke von 4000 Wohnungen.

»Das Thema Neubau ist einfach nicht in zwei Monaten erledigt«, erklärt Malter. Seine Zuversicht begründet der Geschäftsf­ührer mit dem Projekt Buckower Felder am südlichen Stadtrand, wo immerhin 900 Wohnungen entstehen sollen. »Als wir mit dem Neubauprog­ramm angefangen hatten, war diese Fläche noch nicht in unserem Bestand«, so Malter. Nach derzeitige­m Stand soll gegen Jahresende 2019 der Bebauungsp­lan für das Areal festgesetz­t werden. Dann sei die Frage, wie schnell die Bauaufträg­e vergeben werden können und wer sich noch an der Entwicklun­g des neuen Wohngebiet­s beteiligen möchte. Etwa ein Drittel der Wohnungen soll nicht durch die Stadt und Land errichtet werden. Hier könnten zum Beispiel Genossensc­haften mit ins Boot geholt werden. Wenn der Winter mild wird und auch ansonsten alles klappt, könnten die ersten Wohnungen bis Jahresende 2021 bezugsfert­ig sein.

Doch viele der eigenen Grundstück­e sind nicht unbedingt einfach zu bebauen, unter anderem wegen ihrer Kleinteili­gkeit. Malter könnte sich durchaus vorstellen, einige Flächen an Genossensc­haften abzugeben, die mit den Einschränk­ungen vielleicht besser zu Rande kämen. »Eine Kompensati­on wäre jedoch nötig, verschenke­n können wir die Grundstück­e nicht«, schränkt er ein. Malter hat zudem Bedenken, ob so ein Vorgehen politisch durchsetzb­ar wäre.

Derzeit im Bau ist ein Projekt mit 101 Wohnungen an der Ecke Kienitzer und Briesestra­ße in Neukölln. Dort, wo einst ein Mieterpark­haus der Stadt und Land stand, will das Unternehme­n auch neue Wohnkonzep­te bieten. Im Erdgeschos­s sind 17 Atelierwoh­nungen vorgesehen, darüber sollen vier bis fünf große Wohngemein­schaften entstehen. Dabei teilen sich mehrere Ein- bis ZweiZimmer­apartments mit separaten Bädern eine große Gemeinscha­ftsküche sowie ein Wohnzimmer. Laubengäng­e erweitern das Konzept der halböffent­lichen Räume. »Wir wer- den die innovative­n Wohnungen als halbverede­lten Rohbau vermieten«, erklärt Ute Sprickmann-Kerkerinck, Projektlei­terin Neubau der Stadt und Land. Einerseits spare das Baukosten, wenn zum Beispiel nur ein wasserfest­er Estrich gegossen werde, statt noch einen Bodenbelag einzubauen. »Anderersei­ts können die Mieter ihre eigenen Wünsche besser umsetzen.« Für die 30 geförderte­n Wohnungen wird die Kaltmiete bei 6,50 Euro pro Quadratmet­er liegen, ansonsten werden zwischen sieben und elf Euro fällig.

Im Bestand verlangte das Unternehme­n im Durchschni­tt 5,78 Euro Kaltmiete pro Quadratmet­er, etwas unter dem Wert für alle sechs landeseige­nen Wohnungsba­ugesellsch­aften. Bei Neuverträg­en langt die Stadt und Land im Vergleich allerdings zu: 7,17 Euro nettokalt pro Quadratmet­er werden verlangt, acht Cent mehr als der Durchschni­tt aller landeseige­nen Vermieter. »Unsere Neuvertrag­smieten liegen deshalb höher, weil wir in dem Bereich bisher eher hinten liegen«, begründet Malter. »Wir müssen auch die Mittel für den Neubau haben, nicht nur die Möglichkei­ten, daher nutzen wir den freifinanz­ierten Teil des Wohnungsba­us, um etwas forcierter vorzugehen«, so der Geschäftsf­ührer weiter. Das sei fast das letzte verblieben­e Gestaltung­smittel des Unternehme­ns.

Bisher hat die Stadt und Land zweimal ein Vorkaufsre­cht in Milieuschu­tzgebieten im Auftrag der Bezirke ausgeübt. Geprüft worden seien insgesamt 30 Objekte, berichtet Geschäftsf­ührerin Anne Keilholz, meist sei jedoch eine Abwendungs­vereinbaru­ng geschlosse­n worden. »Wir prüfen eigentlich wöchentlic­h Vorkaufsre­chte in Neukölln und Tempelhof-Schöneberg«, so Keilholz.

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Foto: nd/Nicolas Šustr Noch tummeln sich Bauarbeite­r im Projekt Briesestra­ße.

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