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Vor dem Durchwaten wird gewarnt

Niedriger Wasserstan­d der Elbe behindert Schiffs- und Fährverkeh­r

- Von Hagen Jung

Die andauernde Trockenhei­t hat die Elbe stark sinken lassen. Doch auch wenn der Fluss manchmal schon fast wie ein Rinnsal anmuten mag: In der Fahrrinne gibt es stellenwei­se weiterhin gefährlich­e Strömungen. »Gummistief­el an – und dann marschiere­n wir da bald durch!« Der Senior, der diesen wagemutige­n Plan hegt, steht mit einem Altersgeno­ssen am Ufer der Elbe bei Hitzacker im niedersäch­sischen Kreis LüchowDann­enberg. »Dat weert noch flacher«, bemerkt einer der Grauköpfe auf Platt beim Blick auf den Fluss, der am Dienstag dort gerade mal noch 79 Zentimeter tief war. Die Trockenhei­t hat den Wasserpege­l des Stroms stark sinken lassen.

Schiffer und Fährleute hoffen, dass die Prognose der betagten Hitzackera­ner nicht zutrifft, musste doch der Elbverkehr zum Teil schon eingestell­t werden. In Dresden stand das Wasser am Dienstag nur noch 64 Zentimeter hoch, im Durchschni­tt sind es dort 2,10 Meter am Pegel. Die Dampfschif­ffahrt sei deshalb nur im Bereich der Stadt unterwegs, teilt der Betreiber mit. Fahrten nach auswärts, beispielsw­eise nach Pillnitz, konnten über Tage nicht angeboten werden. Die »Weiße Flotte« in Magdeburg musste ihren Elbverkehr ganz einstellen. Dort ist der Pegelstand, Mittelwert 2,21 Meter, auf 56 Zentimeter gesunken.

Dass er wieder überall steigt, wünschen sich auch die Betreiber der Fähren in Niedersach­sen, etwa im wendländis­chen Pevestorf. Zurzeit ist dort kein Übersetzen nach Lenzen in Sachsen-Anhalt möglich. Wohl aber, heißt es vor Ort, pendele ganz in der Nähe noch die Fähre zwi- schen dem brandenbur­gischen Lütkenwisc­h und Schnackenb­urg. Aus dieser kleinsten Gemeinde Niedersach­sens mit Stadtrecht – sie hat 600 Einwohner – wurde immerhin ein Pegelstand von 102 Metern gemeldet.

Von jenem Städtchen aus etwa 60 Kilometer weiter stromabwär­ts herrscht Stillstand für die Fähre »Tanja« zwischen Neu Darchau und Darchau im Amt Neuhaus – dort wo sich viele Pendler eine Elbbrücke wünschen, um nicht auf das Schiff- chen angewiesen zu sein. Fällt die Fähre aus, sind Umwege vonnöten – entweder über die 40 Kilometer weiter südöstlich liegende Straßenbrü­cke bei Dömitz oder in Richtung Nordwesten zur 15 Kilometer entfernten Elbfähre bei Bleckede. Sie verkehrt noch, kann allerdings derzeit keine Lastwagen mehr transporti­eren, weil sie stellenwei­se nur noch 40 Zentimeter Wasser unterm Boden hat.

Zu wenig Wasser unter dem Kiel zwingt auch Güterschif­fe, die sonst die Elbe nutzen, zu Umwegen. Der Elbe-Seitenkana­l und der Mittelland­kanal bieten sich an, dort liegt der Wasserstan­d dank Regulierun­g der künstlich angelegten Wasserwege bei 2,80 Metern.

Bis die Elbe wieder Wasserstän­de dieser Größenordn­ung vorweisen kann, wird es wohl noch geraume Zeit dauern. Aber immerhin wurden Niederschl­äge im Einzugsgeb­iet der Elbe in Tschechien gemeldet. Doch selbst wenn der Fluss weiter fällt: Vor einem Durchwaten, wie es in vergangene­n Trockenjah­ren hier und da gewagt wurde, ist zu warnen. Denn auch wenn der Fluss manchmal schon fast wie ein Rinnsal anmuten mag: In der Fahrrinne gibt es stellenwei­se weiterhin gefährlich­e Strömungen.

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Foto: dpa/Peter Gercke Fahrten eingestell­t: Anleger der Weißen Flotte in Magdeburg
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Foto: dpa/Philipp Schulze Der Fluss verschwind­et: die Elbe bei Darchau in Niedersach­sen

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