Finale, oh, oh
Abseits! Die Feuilleton-WM-Kolumne
Es ist fast geschafft. Noch vier Partien trennen uns vom Ende dieser Weltmeisterschaft (die Autorin durfte noch vor Anpfiff des ersten Halbfinals zwischen Frankreich und Belgien am Dienstagabend in die Tasten hauen). Nur oder immer noch vier Spiele? In der letzten Woche des Turniers, das inzwischen unter »Expert*innen« als inoffizielle Europameisterschaft firmiert, mehren sich die Anzeichen der Erschöpfung ob der »besten WM aller Zeiten«.
Das fängt schon morgens in der Bahn an: Trikotträger*innen sind zur Ausnahme geworden. Das mag sicher auch an der verbliebenen Auswahl der Dressfarben liegen: Blutrot, Wandfarbenweiß, Hauptsachekariert oder Blauwienochnie. Den gemeinen Fußballfan spricht eben nichts mehr an als deutsches Schwarz-Weiß oder Bundeswehrgrün in der Auslandseinsatzvariante. Einzig im Supermarkt um die Ecke begegnen mir weiterhin WM-Shirts. Offenbar will da ein*e Chef*in noch immer ein Zeichen gegen die Partys zum Vorrundenaus des DFB-Teams setzen und nötigt die untergebenen Lohnarbeiter*innen, bis zum bitteren WM-Ende in »Fanbetreuer«Shirts abzukassieren.
Ermüdungserscheinungen machen sich dagegen unter Gastronom*innen des Fanmeilen- und sonstigen PublicViewing-Gewerbes breit. Mangels Zuschauer*innen und Bierkonsument*innen wurde mancherorts zuletzt bereits versucht, die Massen mit Freiluftkino zu locken. Oscarprämierte Streifen wie »Moonlight« oder »La La Land« sollen die Bilanz aufhübschen und helfen, die Tristesse leerer Liegestühle auf verbrannter Wiese vor Großbildleinwand zu vertreiben. Wieder andere haben wenig Mitleid mit den langen Gesichtern am Brandenburger Tor und freuen sich, bald erneut die tägliche Sightseeingtour mit dem privaten Pkw durch die Bundeshauptstadt machen zu können.
Und dann gibt es noch jene, bei denen das nahende Ende der Fußballfestspiele die Vorfreude auf die langersehnte Pause vom runden Leder zugunsten von Diskussionen über die wirklich wichtigen Dinge im Le-