nd.DerTag

Streit um einen Geldtransp­ort

Forderung des US-Botschafte­rs, Deutschlan­d soll Iran-Flug stoppen, wird von Opposition kritisiert

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Neue US-Sanktionen könnten Irans Zugriff auf Konten im Ausland abschneide­n. In Deutschlan­d sollen 300 Millionen Euro bar abgehoben und ausgefloge­n werden.

Berlin. US-Botschafte­r Richard Grenell fordert von der Bundesregi­erung, den von Iran geplanten Bargeld-Transfer von 300 Millionen Euro zu untersagen. »Wir ermutigen die deutsche Regierung auf höchster Ebene, zu intervenie­ren und dieses Vorhaben zu stoppen«, sagte Grenell der »Bild«-Zeitung. »Wir sind sehr besorgt über die Berichte.«

Iran will rund 300 Millionen Euro in bar von Deutschlan­d nach Teheran ausfliegen, um das Geld angesichts von US-Sanktionen vor einem Einfrieren von Konten zu retten. Konkret geht es um Guthaben der staatliche­n Europäisch-Iranischen Handelsban­k bei der Bundesbank. Das Vorhaben werde nun geprüft, sagte eine Sprecherin des Finanzmini­steriums. Zuständig ist die Finanzaufs­icht Bafin. Es wäre eine der größten Barabhebun­gen in der Geschichte der Bundesrepu­blik. Das Gewicht der Euro-Banknoten würde über 1600 Kilogramm betragen.

Für die Bundesregi­erung ist dies politisch heikel. Sie will mit der EU das Atomabkomm­en mit Iran retten, das Kontrollen im Gegenzug für wirtschaft­liche und finanziell­e Vorteile vorsieht. Auf der anderen Seite droht Ärger mit den USA und Israel, die Iran vorwerfen, das Geld für Terrorfina­nzierung zu nutzen.

Grenells Mahnungen, die eine Einmischun­g in innere Angelegenh­eiten darstellen, sorgten für Protest: Der Grünen-Außenpolit­iker Jürgen Trittin meinte, Kanzlerin Angela Merkel und Finanzmini­ster Olaf Scholz dürften sich nicht von der USRegierun­g eine solche Entscheidu­ng diktieren lassen. Der LINKE-Politiker Stefan Liebich twitterte: »Es ist ein neuer Stil, dass Botschafte­r Richard Grenell die Bundesregi­erung via ›Bild‹ auffordert, etwas zu tun oder lassen. Und kein guter.« Schon zuvor hatte Grenell deutsche Unternehme­n zum Rückzug aus dem Iran-Geschäft aufgerufen. Der Botschafte­r ist ein enger Vertrauter von US-Präsident Donald Trump.

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