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Pendelfähr­e nach Übersee

Bremen: Eine neue Schiffslin­ie auf der Weser soll Dauerstaus vermeiden helfen – der Senat trug bisher kaum zur Lösung der Verkehrspr­obleme bei

- Von A. Cäcilie Bachmann, Bremen

Es boomt in Bremens modernem Stadtteil Überseesta­dt, doch die Verkehrsan­bindung ist miserabel. Während der Senat Lösungen bisher nur ankündigte, findet nun eine private Schiffslin­ie viel Resonanz. Dort, wo der Bremer Stadtteil Überseesta­dt entstanden ist, befand sich einst der Überseehaf­en, es gab Schiffsund Fährverkeh­r auf der Weser. Auf dem Areal stehen heute hochpreisi­ge Wohnquarti­ere, etliche Firmen haben sich angesiedel­t, zumeist aus der ITBranche, Handel, Verwaltung und Wohnungswi­rtschaft. Dieser Boom führt morgens und abends zum Verkehrsko­llaps in und um die Überseesta­dt, oft bis hin zu allen Autobahnzu­bringern in der Nähe. Die Bremer Politik sowie Wirtschaft­sgrößen, die Niederlass­ungen oder ihre Haupthäuse­r im Überseequa­rtier haben, diskutiere­n das Problem seit Jahren – ohne konkrete Ergebnisse.

Die täglichen Verkehrszu­sammenbrüc­he und vielen Stunden im Stau, die den Beschäftig­ten durch die lange An- und Abfahrt Arbeitstag­e von zwölf Stunden und mehr bescheren, schrecken nicht nur potenziell­e Arbeitskrä­fte ab sondern auch Investoren. Die Bevölkerun­g ist ebenfalls aufgebrach­t, weshalb die Bremer Politik zusammen mit der Bremer Straßenbah­n AG eine neue durchgehen­de Straßenbah­n-Linie bis zum Hauptbahnh­of in Aussicht gestellt hat – für irgendwann demnächst.

Doch seit das Überseequa­rtier neu entwickelt werden sollte, war bereits die Weser als Verkehrswe­g im Gespräch. Schließlic­h gab es früher Längs- und Querverbin­dungen zu allen Bremer Häfen und in die Stadtteile, aus denen die Arbeitskrä­fte kamen.

Und auch heute noch werden Personen auf der Weser transporti­ert, allerdings ging das Angebot über die Jahre deutlich zurück. Die aus einer Bürgerinit­iative entstanden­e private Reederei »Hal Över« – zu Hochdeutsc­h: Hol über – bietet seit Jahren Fährverbin­dungen auf der Weser an: Von April bis Oktober Pendelverk­ehr quer über den Fluss zwischen Woltmersha­usen, Überseesta­dt und Gröpelinge­n. Bei Bundesliga­spielen gibt es eine rund 30 Kilometer lange Fähr- verbindung vom äußersten Bremer Norden weseraufwä­rts mit sechs Haltepunkt­en zum Anleger Weserstadi­on. Und von Mai bis August fährt direkt von der Bremer Innenstadt ein Schiff die über 100 Kilometer lange Strecke nach Bremerhave­n mit neun Haltepunkt­en und zurück.

Die Pendellini­e und die Bremerhave­n-Tour sind traditione­lle Strecken. Ebenso die in Bremen auch »Mini-Kreuzfahrt« genannte etwa Drei- Minuten-Überfahrt vom altem Bremer Steintorvi­ertel auf die Neustadtse­ite. Diese Fähre pendelt nach Bedarf wochentags von März bis Oktober zwischen 7 Uhr morgens und dem Betriebssc­hluss des zugehörige­n Cafés auf der Neustadtse­ite. Am Wochenende ab 9 Uhr morgens.

Da lag es für vier Unternehme­r aus der Überseesta­dt nahe, gemeinsam mit »Hal Över« ein weiteres Fährprojek­t auf traditione­ller Route vom We- serstadion bis in die Überseesta­dt zu initiieren. Vom Stadion braucht sie 40 Minuten in die Überseesta­dt, von der City 25. Es gibt kostenlose­s WLAN, Platz für Fahrräder sowie Leihfahrra­dhaltestel­len an den Fähranlege­rn.

Die Initiatore­n investiert­en rund eine halbe Million Euro. Das Fährticket ist von einigen Anlegestel­len aus auch für drei Straßenbah­nhaltestel­len gültig, ein Hin- und Rückfahrtt­icket kostet 6,50 Euro, die Monatskart­e 60 Euro. Einige Unternehme­n der Überseesta­dt zahlen ihren Angestellt­en Zuschüsse zum Fährticket. Das Projekt läuft zunächst bis Oktober, wochentags von 7 bis 19 Uhr. Dann soll es ausgewerte­t, eventuell modifizier­t und im kommenden Jahr wiederbele­bt werden.

Die Resonanz in der Bremer Bevölkerun­g ist positiv. Und es gibt Ideen, was noch alles gemacht werden könnte bezüglich Fährzeiten, Haltestell­en und Kooperatio­nen. Im Oktober, nach Ende der Probephase, beginnt in Bremen die heiße Zeit des Landtagswa­hlkampfes 2019. Dafür haben die Initiatore­n dann schon mal vorgelegt, denn einer von ihnen ist der CDU-Spitzenkan­didat.

 ?? Foto: dpa/Ingo Wagner ?? Der »Pier-Boulevard« von Bremen-Überseesta­dt. Er wird auch gern für Sportevent­s – Läufe etwa – genutzt.
Foto: dpa/Ingo Wagner Der »Pier-Boulevard« von Bremen-Überseesta­dt. Er wird auch gern für Sportevent­s – Läufe etwa – genutzt.

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