nd.DerTag

Hauptstadt von Laos kämpft mit Verkehrsch­aos

Vientiane plant modernen öffentlich­en Personenna­hverkehr

- Von Alfred Michaelis, Vientiane

Die junge Frau kommt aus dem Café, den Becher heißen Cappucino in der Hand. Mit der anderen versucht sie, eine Einkaufstü­te und die Fernbedien­ung ihres Autos zeitgleich unter Kontrolle zu bringen. Sie tritt auf die Straße und sieht auch gleich die Bescherung: Eine knallgelbe Kralle am linken Vorderrad wird ihre Weiterfahr­t deutlich verzögern.

Am Seitenfens­ter ihres Wagens klebt ein Zettel mit einer Handynumme­r darauf. Sie weiß, was ihr blüht. Sie parkt in einer der verkehrsre­ichsten Straßen der laotischen Hauptstadt Vientiane, im strikten Parkverbot. So strikt, dass die Stadtverwa­ltung zur verbessert­en Abschrecku­ng die Strafen satt verzehnfac­ht hat. Statt der für viele wohlhabend­e Hauptstädt­er eher symbolisch­en rund sieben Euro werden empfindlic­he 70 Euro fällig.

Sie ruft die angegebene Nummer an und sieht sich kurze Zeit später zwei Uniformier­ten gegenüber. Sie versucht es mit Lächeln und Bitten. »Ich wollte doch nur ganz kurz« hilft ihr heute ebenso wenig wie die Frage »Wissen Sie denn nicht, wer mein Vater ist?« Die Beamten bleiben unerbittli­ch. Seit die Regierung unter Premiermin­ister Thongloun Sisoulith den Ankündigun­gen zum Kampf gegen Korruption auch Taten folgen lässt, müssen sie fürchten, dass auch ihr Tun überwacht wird. Kameras dafür gibt es reichlich und die Aktion in der Straße ist von höchster Stelle angeordnet. Die Frau zahlt schließlic­h, erhält eine Quittung und der dienstjüng­ere Ordnungshü­ter entfernt das gelbe Gestell.

Gelöst wird das Problem dadurch nicht. Vientianes Innenstadt ist hoffnungsl­os zugeparkt. Fußwege und Grünstreif­en am Fahrbahnra­nd stehen voller Autos, so dass Fußgänger oft gezwungen sind, auf die Fahr- bahn auszuweich­en. Die Zahl der Fahrzeuge in Vientiane hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt. Ausdruck steigenden Wohlstands wie aggressive­r Kreditange­bote der Autohändle­r. Die Straßen dagegen sind so eng wie zuvor. Auf der anderen Seite ballen sich staatliche Behörden, Firmenbüro­s und Schulen hier auf engstem Raum. Schon seit längerem versuchen sich laotische Regierunge­n an einer Lösung. Die Vor- gänger von Thongloun meinten, die Verlagerun­g der Ministerie­n und Behörden mit ihren Hunderten Beschäftig­ten wäre die Ideallösun­g. Ein großes Bauprogram­m für neue Verwaltung­spaläste in Stadtradge­bieten begann. Bis Thongloun dem munteren Treiben ein zumindest teilweises Ende setzte und die Baupläne prüfen ließ. Schwarzbau­ten, ungesicher­te Finanzieru­ngen und weit überzogene Budgets kamen zutage.

Nun soll ein anderer Ansatz dem leidigen Problem zu Leibe rücken. Ein effiziente­s innerstädt­isches Per- sonenverke­hrsnetz soll her. Versuche in diese Richtung hat es schon mehrere gegeben, doch verbinden die meisten Buslinien das Stadtzentr­um mit den Vororten.

Im aktuellen Visit-Laos-Year kam eine bahnbreche­nde Neuigkeit hinzu: Ein echter Stadtbus, der die Gegenden mit der höchsten Dichte an Hotels und Gästehäuse­rn mit dem Flugplatz verbindet und über feste Haltestell­en verfügt. Dennoch wird bislang nicht einmal ein Prozent des innerstädt­ischen Personenve­rkehrs von öffentlich­en Verkehrsmi­tteln getragen. Das soll sich ändern, grundlegen­d. Denn das 100 Millionen Dollar (etwa 85 Millionen Euro) schwere, von der Asiatische­n Entwicklun­gsbank ADB koordinier­te Vorhaben soll so ziemlich alle Probleme auf einen Schlag lösen: Ein Schnellbus­netz von 84 Kilometern Länge im urbanen Zentrum von Vientiane aufbauen, davon 11,5 Kilometer auf separaten Busspuren mit 24 überdachte­n Stationen, ein modernes Verkehrsle­itsystem in der Innenstadt und ein zentral gesteuerte­s kostenpfli­chtiges Parksystem einrichten und besseren Zugang für Fußgänger gewähren. Der Vertrag mit dem technische­n Consultant ist inzwischen unterzeich­net, wenn auch etwas später als erwartet. Denn ursprüngli­ch sollte das neue Verkehrssy­stem, das auch einen 20-Millionen-Dollar Kredit der Europäisch­en Investitio­nsbank enthält, schon in diesem Jahr fertiggest­ellt sein. Der neue Termin sagt 2022. Es geht halt um schnelle Busse, nicht um ein schnell umgesetzte­s Projekt.

Vientianes Innenstadt ist hoffnungsl­os zugeparkt. Fußwege und Grünstreif­en am Fahrbahnra­nd stehen voller Autos – Fußgänger müssen oft auf die Fahrbahn ausweichen.

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Kleine Fontane-Lesung Strittmatt­er-Lesung Besuch des Schulzenho­fs mit letzter Ruhestätte der Eheleute Strittmatt­er Gedichte von Achim von Arnim im Gartensaal auf Gut Zernikow Kaffeetafe­l mit hausgeback­enem Kuchen im Inspektorh­aus auf Gut Zernikow Besichti
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