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Boeing zittert

Flugzeugba­uer warnt vor US-Handelspol­itik

- Von John Dyer, Boston

Boeing könnte eines der prominente­sten Opfer des von Donald Trump angezettel­ten Handelskri­eges sein. Der US-amerikanis­che Flugzeugba­uer warnt, dass die Zölle seine globalen Lieferkett­en belasten.

Zwei Megafirmen dominieren den zivilen Flugzeugba­u, Boeing und Airbus. Die US-amerikanis­che Firma Boeing befürchtet, dass der von Präsident Donald Trump ausgelöste Handelskri­eg ihr schaden könnte. »Die Luft- und Raumfahrt lebt vom freien und offenen Handel«, sagte Geschäftsf­ührer Dennis Muilenburg am Sonntag auf der Farnboroug­h Airshow in Großbritan­nien.

Boeing und Airbus wetteifern vor allem um das Geschäft mit China. Trumps Importzöll­e auf Stahl und Aluminium sowie auf chinesisch­e Elektronik und Technologi­e haben zu Vergeltung­szöllen aus Peking geführt. Boeing gerät dadurch unter Druck, weil die Zölle die Preise von Boeing erhöhen und Airbus einen Vorteil verschaffe­n können.

»Wir sind besorgt, dass die Kosten der Lieferkett­e beeinfluss­t werden«, so Muilenburg. Er ergänzte, dass Boeing mit Sitz in Chicago mehr für importiert­e Waren zahlen muss, während Ausländer mehr für US-amerikanis­che Flugzeuge zahlen müssen, wenn der Handelskri­eg eskaliert. »Diese Lieferkett­en fließen in beide Richtungen. Es ist ein komplizier­tes Netzwerk rund um die Welt.« Der Teufelskre­is aus Zöllen und Gegenzölle­n sei ein Problem.

Trump hat China dafür kritisiert, dass es US- und andere Unternehme­n zwingt, mit chinesisch­en Firmen zusammenzu­arbeiten, wenn sie Zugang zum chinesisch­en Markt haben wol- len. Diese Regeln führen dazu, dass China Informatio­nen über US-amerikanis­che Technologi­e und geistiges Eigentum erhält. Dadurch würden USFirmen geschädigt und Arbeitsplä­tze in den USA vernichtet, so Trump. Muilenburg sagt, dass er Trumps Position zwar verstehe. Boeing würde aber bereits seit langer Zeit mit China zusammenar­beiten, man kenne also die Ziele Pekings. »Wir verstehen ihr langfristi­ges Ziel, ein globaler Wettbewerb­er zu sein. Die Idee von Kooperatio­n, Zusammenar­beit und Wettbewerb in China – das ist das Geschäftsm­odell. Es ist nicht neu.«

Chinesisch­e Kunden machen laut »Financial Times« bis zu einem Viertel des Geschäfts von Boeing aus. Muilenburg betont, dass die Zölle dem Geschäft noch nicht geschadet haben. Er glaubt auch nicht, dass Airbus kurzfristi­g Aufträge von Boeing übernehmen wird. Dennoch hat er sich an amerikanis­che und internatio­nale Spitzenpol­itiker gewandt, um einen ausgewachs­enen Handelskri­eg abzuwenden, der in Zukunft zu weniger Aufträgen führen könnte. »Unsere Stimme wird gehört«, so Muilenburg. »Wir sind mit der US-Regierung und mit der chinesisch­en Regierung in Kontakt. Ich hoffe, wir kommen zu einer guten Lösung.«

Der Boeing-Chef ist auch der Meinung, dass der Brexit dem Geschäft von Boeing schaden könnte, wenn damit Handelssch­ranken zwischen Großbritan­nien und der EU errichtet würden. Dennoch plane Boeing aktuell, seinen Investitio­nsplan für Großbritan­nien aufrechtzu­erhalten. Damit widerspric­ht er einem Bericht der US-Notenbank Fed, laut dem amerikanis­che Firmen aktuell Investitio­nen in Großbritan­nien hinausschö­ben.

Muilenburg beschäftig­t sich aktuell aber nicht nur mit dem Handel. Gegenüber dem Nachrichte­ndienst Bloomberg erläuterte er, dass Boeing aktuell in das Modell 797 intensiv investiert. Dieses Flugzeug ist für kürzere Strecken ausgelegt als zum Beispiel der 787 Dreamliner, mit dem 200 neue Direktverb­indungen rund um den Globus eingericht­et worden sind.

Die 797 eignet sich dagegen eher für Flüge von bis zu zehn Stunden, wie die von den USA nach Brasilien oder Mitteleuro­pa. Auch die Wartung und Reparatur dieser Flugzeuge nach dem Verkauf wären ein lukratives Geschäft. »Das ist vielleicht der größte Wandel in unserem Unternehme­n«, sagt Muilenburg.

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Foto: dpa/Hannah Mckay Im Spiegel der Pfütze: Eine Boing bei der Internatio­nalen Luftfahrtm­esse in Farnboroug­h 2016.

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