Boeing zittert
Flugzeugbauer warnt vor US-Handelspolitik
Boeing könnte eines der prominentesten Opfer des von Donald Trump angezettelten Handelskrieges sein. Der US-amerikanische Flugzeugbauer warnt, dass die Zölle seine globalen Lieferketten belasten.
Zwei Megafirmen dominieren den zivilen Flugzeugbau, Boeing und Airbus. Die US-amerikanische Firma Boeing befürchtet, dass der von Präsident Donald Trump ausgelöste Handelskrieg ihr schaden könnte. »Die Luft- und Raumfahrt lebt vom freien und offenen Handel«, sagte Geschäftsführer Dennis Muilenburg am Sonntag auf der Farnborough Airshow in Großbritannien.
Boeing und Airbus wetteifern vor allem um das Geschäft mit China. Trumps Importzölle auf Stahl und Aluminium sowie auf chinesische Elektronik und Technologie haben zu Vergeltungszöllen aus Peking geführt. Boeing gerät dadurch unter Druck, weil die Zölle die Preise von Boeing erhöhen und Airbus einen Vorteil verschaffen können.
»Wir sind besorgt, dass die Kosten der Lieferkette beeinflusst werden«, so Muilenburg. Er ergänzte, dass Boeing mit Sitz in Chicago mehr für importierte Waren zahlen muss, während Ausländer mehr für US-amerikanische Flugzeuge zahlen müssen, wenn der Handelskrieg eskaliert. »Diese Lieferketten fließen in beide Richtungen. Es ist ein kompliziertes Netzwerk rund um die Welt.« Der Teufelskreis aus Zöllen und Gegenzöllen sei ein Problem.
Trump hat China dafür kritisiert, dass es US- und andere Unternehmen zwingt, mit chinesischen Firmen zusammenzuarbeiten, wenn sie Zugang zum chinesischen Markt haben wol- len. Diese Regeln führen dazu, dass China Informationen über US-amerikanische Technologie und geistiges Eigentum erhält. Dadurch würden USFirmen geschädigt und Arbeitsplätze in den USA vernichtet, so Trump. Muilenburg sagt, dass er Trumps Position zwar verstehe. Boeing würde aber bereits seit langer Zeit mit China zusammenarbeiten, man kenne also die Ziele Pekings. »Wir verstehen ihr langfristiges Ziel, ein globaler Wettbewerber zu sein. Die Idee von Kooperation, Zusammenarbeit und Wettbewerb in China – das ist das Geschäftsmodell. Es ist nicht neu.«
Chinesische Kunden machen laut »Financial Times« bis zu einem Viertel des Geschäfts von Boeing aus. Muilenburg betont, dass die Zölle dem Geschäft noch nicht geschadet haben. Er glaubt auch nicht, dass Airbus kurzfristig Aufträge von Boeing übernehmen wird. Dennoch hat er sich an amerikanische und internationale Spitzenpolitiker gewandt, um einen ausgewachsenen Handelskrieg abzuwenden, der in Zukunft zu weniger Aufträgen führen könnte. »Unsere Stimme wird gehört«, so Muilenburg. »Wir sind mit der US-Regierung und mit der chinesischen Regierung in Kontakt. Ich hoffe, wir kommen zu einer guten Lösung.«
Der Boeing-Chef ist auch der Meinung, dass der Brexit dem Geschäft von Boeing schaden könnte, wenn damit Handelsschranken zwischen Großbritannien und der EU errichtet würden. Dennoch plane Boeing aktuell, seinen Investitionsplan für Großbritannien aufrechtzuerhalten. Damit widerspricht er einem Bericht der US-Notenbank Fed, laut dem amerikanische Firmen aktuell Investitionen in Großbritannien hinausschöben.
Muilenburg beschäftigt sich aktuell aber nicht nur mit dem Handel. Gegenüber dem Nachrichtendienst Bloomberg erläuterte er, dass Boeing aktuell in das Modell 797 intensiv investiert. Dieses Flugzeug ist für kürzere Strecken ausgelegt als zum Beispiel der 787 Dreamliner, mit dem 200 neue Direktverbindungen rund um den Globus eingerichtet worden sind.
Die 797 eignet sich dagegen eher für Flüge von bis zu zehn Stunden, wie die von den USA nach Brasilien oder Mitteleuropa. Auch die Wartung und Reparatur dieser Flugzeuge nach dem Verkauf wären ein lukratives Geschäft. »Das ist vielleicht der größte Wandel in unserem Unternehmen«, sagt Muilenburg.