nd.DerTag

Ein bisschen Gehalt vom Staat

Eva Roth über Lohnzuschü­sse für Privatfirm­en und öffentlich­e Einrichtun­gen

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Wenn Privatfirm­en, Kommunen oder soziale Einrichtun­gen Menschen einstellen, die schon sehr lange arbeitslos sind, soll der Staat künftig nach dem Willen der Großen Koalition für zwei Jahre das Gehalt voll bezahlen und in den drei folgenden Jahren einen Großteil des Lohns übernehmen. Für einige Menschen dürfte sich dadurch ihre Lage verbessern. Denn Erwerbsarb­eit ist für viele Bürger wichtig, wegen des Geldes und weil Arbeitslos­igkeit ein Stigma ist. Dass der Bund nur den Mindestloh­n zahlen will, kritisiere­n Gewerkscha­ften zu Recht. Das Plädoyer gerade der SPD für Tariflöhne klingt hohl, wenn die Große Koalition mit ihrem sozialdemo­kratischen Arbeitsmin­ister nicht einmal dort, wo sie direkt Einfluss nehmen kann, Tarifgehäl­ter sicherstel­lt.

Nicht überzeugen­d ist die Warnung der Arbeitgebe­rvereinigu­ng BDA, dass die Leute womöglich vor allem in öffentlich­en Einrichtun­gen angestellt werden. Mit Verlaub: Die Arbeit der Menschen soll über Jahre zum Großteil vom Staat bezahlt werden, deswegen ist es vollkommen in Ordnung, wenn sie vor allem in öffentlich­en Betrieben tätig sind.

Eine Wende in der Arbeitsmar­ktpolitik markieren die Lohnkosten­zuschüsse nicht. Weder will die Große Koalition die Hartz-IV-Sätze spürbar erhöhen, noch prekäre Beschäftig­ung wirkungsvo­ll zurückdrän­gen.

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