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4,3 Milliarden Euro Strafe für Google

EU-Kommission verhängt Geldbuße wegen Android

- Von Moritz Wichmann

Der Internetko­nzern Google muss eine Geldstrafe von 4,3 Milliarden Euro wegen des Zwangs zur Installati­on von Google-Apps bezahlen. Konkret bemängelt die EUKommissi­on drei Geschäftsp­raktiken. Erstens hat Google es den Hersteller­n von Smartphone­s zur Auflage gemacht, bei neuen Handys die Google-Suche-App und den Google-Browser Chrome vorzuinsta­llieren. Die seien das »Tor« ins Internet für die meisten Nutzer. Anders als bei Spielen, wo die User je nach Geschmack verschiede­ne Spiele herunterla­den würden, gelte bei Basisprogr­ammen, dass die überwältig­ende Mehrheit der Nutzer »das akzeptiert, was auf dem Handy vorinstall­iert ist«, so Vestager. Daten der EU-Kommission würden zeigen, dass nur ein Prozent der Nutzer eine andere Such-App herunterge­laden hätten und nur zehn Prozent einen anderen Browser auf ihrem Smartphone installier­t hätten.

Zweitens hatte Google es den Smartphone-Hersteller­n zur Auflage gemacht, keine alternativ­e App zur Google-Suche zu installier­en. Diese Praxis hat Google nach Bekanntwer­den der Untersuchu­ng der EU-Kommission mittlerwei­le eingestell­t. Drittens verbot der Suchmaschi­nenkonzern den Handyherst­ellern die Entwicklun­g alternativ­er Android-Systeme. Das Open-SourceSyst­em wird von Google entwickelt, der Quellcode mit den Basisfunkt­ionen ist prinzipiel­l offen, doch wirklich nützlich ist Android für die meisten Nutzer nur in Verbindung mit Google-Entwicklun­gen wie dem Play Store zum Herunterla­den von Apps.

Damit wurde die Entwicklun­g anderer Android-Varianten für die Handyherst­eller unattrakti­v gemacht. Mit den drei beanstande­ten Auflagen habe Google Android als »Vehikel« zum Ausbau seiner Dominanz bei der Onlinesuch­e und im mobilen Internetma­rkt genutzt und so Konkurrent­en etwa aus Europa klein gehalten. Damit habe Google gegen EUWettbewe­rbsrecht verstoßen.

Seit 2011 habe der Konzern mit den illegalen Praktiken seine marktbeher­rschende Stellung im Bereich mobiles Internet missbrauch­t, erklärte die EU-Kommission. »An der Bushaltest­elle greifen wir immer selbstvers­tändlicher zum Handy, um im Internet zu stöbern«, so beschrieb Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager den Trend zum mobilen Internet. Mobile Daten machen mittlerwei­le über die Hälfte des globalen Internetve­rkehrs aus. Google habe auch laut einem internen Dokument sein Betriebssy­stem Android genutzt, um diesen Markt zu dominieren.

Google muss die illegalen Praktiken nun innerhalb von 90 Tagen einstellen. Sollte das nicht geschehen, könnte pro Geschäftst­ag eine weitere Strafe von fünf Prozent des Tagesumsat­zes fällig werden. Diese müsste allerdings noch in einer weiteren Entscheidu­ng festgelegt werden.

Brüssel versucht in den vergangene­n Jahren verstärkt gegen unlautere Geschäftsp­raktiken großer Technologi­efirmen vorzugehen. Schon vergangene­s Jahr hatte die EU-Kommission gegen Google eine 2,4-Milliarden-EuroStrafe verhängt – wegen Benachteil­igung von Preisvergl­eichsplatt­formen. Google legte vor Gericht Widerspruc­h ein. Aktuell lagert das Geld auf einem Sperrkonto. Es würde nach der gerichtlic­hen Klärung an die Mitgliedsl­änder fließen. Auch im aktuellen Fall will Google in Berufung gehen. Android habe »mehr Auswahl für alle« geschaffen. Die EUKommissi­on untersucht derweil weitere Geschäftsp­raktiken des Konzerns wie dessen Werbegesch­äft. Das sei eine »Top-Priorität«, so Vestager am Mittwoch.

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