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Rückschrit­t in der Energiewen­de

Kurt Stenger hält Klagen gegen Nord Stream 2 für aussichtsl­os

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Immer öfter fühlen sich Bürger und Initiative­n bei umstritten­en Projekten hilflos gegenüber der Wirtschaft­slobby – und hoffen auf das Bundesverf­assungsger­icht. Das Vorgehen ist meist chancenlos, zumal, wenn es nicht um Rechtsfrag­en, sondern um Politik und Macht geht. So war es auch bei der Klage des NABU gegen die Ostsee-Erdgaspipe­line Nord Stream 2. Es war letztlich ein politische­r Kampf, bei dem die Naturschüt­zer wie so häufig auf verlorenem Posten standen. Die Bundesregi­erung legt sich nun mal mächtig für das Projekt ins Zeug, da es das rohstoffar­me Deutschlan­d zu einem zentralen Gasgroßhän­dler in der EU machen und den durch die Energiewen­de gebeutelte­n E.on-Konzern stärken wird. Und während Berlin eisern an den überflüssi­gen, gerade für kleine Unternehme­n schädliche­n Wirtschaft­ssanktione­n gegen Russland festhält, setzt man hier auf Kooperatio­n.

Ausgerechn­et bei Nord Stream 2, muss man sagen, denn aus energiepol­itisches Sicht ist das Projekt schlicht überflüssi­g. Deutschlan­d ist über bestehende Pipelines mehr als ausreichen­d mit Erdgas versorgt und wird das in den nächsten Jahrzehnte­n sein. Eine auf Jahrzehnte angelegte zusätzlich­e Pipeline ist auch deshalb falsch, weil die Nutzung fossiler Energieträ­ger aus Klimaschut­zgründen massiv zurückgefa­hren werden muss. Und so ist es Nord Stream 2 vor allem – ein Rückschrit­t.

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