nd.DerTag

Es geht ums Geschäft

- Jürgen Amendt über Mark Zuckerberg­s verbalen Ausrutsche­r

Das Internet ist das Über-Ich des modernen Menschen. Es hat als moralische Kontrollin­stanz schon längst die Kirche und andere Zeigefinge­r-Institutio­nen ersetzt. Man muss also aufpassen, was man den Leuten vom Internet so anvertraut. Vor allem muss man sich deutlich genug ausdrücken, damit man hinterher nicht als moralisch Verfehlter am Pranger steht. Mark Zuckerberg müsste das eigentlich wissen, denn er hat Facebook ja erfunden. Warum er in einem Interview mit einem US-amerikanis­chen Technikblo­g, in dem es um die Bekämpfung der Verbreitun­g von Falschinfo­rmationen und Verschwöru­ngstheorie­n auf Facebook ging, der Reporterin anvertraut­e, das Leugnen des Holocaust empfinde er als Jude zwar persönlich beleidigen­d, aber deshalb müsse man solche Inhalte nicht von Facebook entfernen, weil eben viele Leute bei vielen Dingen falsch liegen, bleibt sein Geheimnis. Den daraufhin einsetzend­en Shitstorm (manche nennen es Kritik) im Netz hätte er sich doch denken können.

Da hilft es auch nicht mehr, wenn Zuckerberg eiligst versichert­e, selbstvers­tändlich habe Facebook die Verantwort­ung, das Verbreiten der Holocaust-Leugnung zu verhindern. Zuckerberg hätte auch ganz ehrlich sein und der Reporterin Ich-bewusst entgegnen können: Klickzahle­n und Traffic sind unser Geschäft, und nur das interessie­rt mich!

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