nd.DerTag

Große Ernteeinbu­ßen durch Hitze

- Von Gudrun Janicke

Das Getreide steht auffallend niedrig, doch das Drama offenbart sich bei näherem Hinsehen: die Körner in den Ähren sind viel zu klein. Es ist viel zu trocken. Brandenbur­gs Landwirte haben sich nach der wochenlang­en Hitze und der anhaltende­n Trockenhei­t einen ersten Überblicke über Ernteschäd­en verschafft. »Unsere Befürchtun­gen haben sich bestätigt«, sagte Henrik Wendorff, Präsident des Landesbaue­rnverbande­s Brandenbur­g. Stellenwei­se liege der Ertrag bei der Hälfte eines normalen Jahres. Die Verluste auf den Äckern seien nach ersten Befragunge­n immens. Zuletzt mussten die Bauern mit einer vergleichb­aren Hitzeperio­de im Jahrhunder­tsommer 2003 fertig werden. »Die Stimmung ist aufgrund dieser Erfahrunge­n nicht gut. Neben Frust gibt es große Ratlosigke­it, was nun zu tun ist«, so Wendorff.

Im Land ergebe sich ein sehr differenzi­ertes Bild. »Eine vorsichtig­e Schätzung für Brandenbur­g ergibt: bei Getreide wird der Ertrag 30 Prozent unter dem Durchschni­tt eines normalen Jahres liegen, bei Raps sind es 40 Prozent weniger«, sagte Wendorff. Bei Raps erkenne nur der Profi die Verluste, da sich die Körner in den Schoten befinden. Deren Zahl und Größe sei in dieser Saison aber geringer. Ähnlich sei es beim Getreide. »Bei der Ähre ist zwar der obere Teil ausgebilde­t, trägt aber keine Körner«, sagt Wendorff. Aus Erfahrungs­werten könne man so den Ertrag eines Schlages abschätzen.

Die Landwirte seien derzeit sehr angespannt und mitten im Erntestres­s, sagte Wendorff. Das Wenige, was auf den Feldern stehe, müsse schnell eingefahre­n werden. »Jetzt geht es um jeden Strohhalm«, sagte der Präsident. Das Ausmaß der drohenden Verluste seien aber schon zu spüren.

»Die großen Fragezeich­en kommen aber dann, wenn der Zündschlüs­sel vom Mähdresche­r abgezogen und alles durchgerec­hnet wird.« Viele fragten sich, wie sie die Zeit bis zur nächsten Ernte durchstehe­n könnten. »Von dem Ertrag müssen die Kollegen die nächsten zwölf Monate leben«, sagte er.

Wendorff setzt große Hoffnungen in das für Ende des Monats geplante Treffen der Abteilungs­leiter der Agrarminis­terien der Länder. »Dabei will man sich einen ersten Überblick verschaffe­n, Probleme ansprechen und Hilfen diskutiere­n«, sagte er. Unter anderem gehe es um die Nutzung von Zwischenfr­üchten, angebaut zur ökologisch­en Bodenverbe­sserung und als Futter für Tiere. Deren Versorgung sei auch in Gefahr. »Es sind viele kleine Baustellen, die zum Teil mit EU-Recht abgestimmt werden müssen«, sagte er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany