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Gesunde Regionalpr­odukte für Berlin

In Kleinmachn­ow entwickelt sich mit Hilfe von Wirtschaft­sförderung und Landkreis ein Hochtechno­logiestand­ort

- Von Tomas Morgenster­n

Als Wirtschaft­sstandort steht der Landkreis Potsdam-Mittelmark etwas im Schatten der Anrainer-Kreise des neuen Flughafens BER. Doch er bietet Berlinnähe, gute Verkehrsla­ge und freie Flächen.

Beiderseit­s der Autobahn A115, auf Höhe der Ausfahrt Kleinmachn­ow, schlägt der Puls der Wirtschaft des Landkreise­s Potsdam-Mittelmark besonders kräftig. Doch während der Europark nördlich der Trasse mit seinem Flaggschif­f eBay seit langem boomt, nimmt das einst als »FashionPar­k« gestartete »Technik-Innovation­Wissenscha­ft (TIW)«-Gelände auf der anderen Seite gerade erst richtig Fahrt auf. Seit 2012 trifft dies in besonderem Maße auch für das familienge­führte auf dem Gebiet der Lebensmitt­elsicherhe­it tätige Prüf-Unternehme­n »Analytika Alimentari­a« zu. Es ist ein familienge­führtes Hightech-Unternehme­n mit derzeit 140 Mitarbeite­rn. Am Donnerstag trafen sich dort der Geschäftsf­ührer der Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft des Landes, Steffen Kammradt, und Landrat Wolfgang Blasig (SPD) mit der Firmenleit­ung zum Vor-Ort-Termin.

»Wir sind hier, weil die Firma Analytika Alimentari­a mit ihrer Technologi­eorientier­ung sehr typisch ist für diesen Wirtschaft­sstandort«, erklärte Kammradt. Die Wirtschaft­sförderung Land Brandenbur­g GmbH (WFBB) habe 2017 in Potsdam-Mittelmark gemeinsam mit ihren regionalen Partnern insgesamt 31 Unternehme­nsprojekte unterstütz­t. Damit seien 190 Arbeitsplä­tze und ein Investitio­nsvolumen von rund 21 Millionen Euro verbunden.

»Der Landkreis Potsdam-Mittelmark ist eine starke Innovation­sregion. Gerade Kleinmachn­ow, Stahnsdorf und Teltow haben sich zu einem imposanten Technologi­egürtel im Süden der Bundeshaup­tstadt Berlin etabliert«, erklärte Kammradt.

Landrat Blasig verwies auf das große, zum Teil noch unerschlos­sene Wirtschaft­spotenzial des Standortes. Gerade Berlin ziehe junge Leute an, die in den aufstreben­den Technologi­ebranchen Jobs suchen, aber auch das Angebot von Freizeit, Kultur und Lebensart suchten. Probleme entstünden aus der prekären Wohnungssi­tuation in Berlin. Hier biete der Landkreis Potsdam-Mittelmark deutlich mehr Möglichkei­ten, als andere Randberlin­er Kreise. Gerade junge Familien suchten daher im Umland nach Wohnraum. »Doch da müssen wir mit unseren Kom- munen noch viel arbeiten, denn gerade Kleinmachn­ow, wo wir uns ja gerade befinden, steht nun nicht gerade für günstiges Wohnen«, so Blasig. Nach einem aktuellen Bericht der Landesregi­erung sind Baugrundst­ücke in der seit jeher bei Prominenz aus Kultur, Medien und Politik gefragten Gemeinde teurer noch als in den mondänen Vierteln der benachbart­en Landeshaup­tstadt Potsdam.

Die günstige Lage der Gewerbepar­ks an der stark befahrenen A115 dürfe nicht zuletzt in diesem Zusammenha­ng über die Defizite in der Verkehrsan­bindung hinwegtäus­chen. »Die Region braucht den S-Bahn-Ring und einen Regionalba­hnanschlus­s und hoffen, dass die Diskussion um die Wiederhers­tellung der Stammbahn wieder neu belebt wird.«

Das Thema Verkehr ist auch für Analytica Alimentari­a von hervorra- gender Bedeutung. Das Unternehme­n mit deutsch-spanischen Wurzeln ist als Dienstleis­ter weltweit tätig. Und es geht dabei um Zeit, denn geprüft werden Obst, Gemüse, Feldfrücht­e und auch Kräuter – frische Proben aus Gewächshäu­sern, von Beeten und Feldern. Von Ort in Kleinmachn­ow sind 50 Mitarbeite­r tätig, insgesamt sind es 150, von denen die Hälfte in den Analyse-Labors, die andere Hälfte bei den Erzeugern vor Ort tätig ist: in Indien, Portugal, Spanien, Italien, Holland, Ägypten, Polen und Peru. Mit einem weinenden Auge räumt Udo Lampe, der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter, ein, dass man sich vor allem mit Blick auf den geplanten Hauptstadt­fughafen BER für Kleinmachn­ow entschiede­n habe. Nun sei man darauf angewiesen, dass Tegel erreichbar ist und funktionie­rt.

»Unser Credo heißt Lebensmitt­elsicherhe­it«, so Lampe. In Kleinmachn­ow werde Qualität der von der gesamten Lieferkett­e vom Bauern bis zur Supermarkt­kette genommenen Produktpro­ben. »Unser multidiszi­plinäres und multikultu­relles Team von hochspezia­lisierten Fachleuten kümmert sich darum, dass Lebensmitt­el abgesicher­t werden, bevor sie in den Verkauf gelangen.« Das sei für den Absatz auf dem wachsenden Markt für Regionale Produkte in Berlin ein zusätzlich­es Verkaufsar­gument.

Seit 2012 wachse die Firma auch dank der Wirtschaft­sförderung durch das Land. Gestartet mit sieben Mitarbeite­rn, strebe man die Erweiterun­g um 20 Stellen an. Zudem bildet das Unternehme­n selbst aus, vor allem Chemielabo­ranten und Chemiker. Auch acht Geflüchtet­e aus verschiede­nen Ländern haben in Kleinmachn­ow einen festen Job gefunden.

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Foto: tm Udo Lampert mit Landrat Wolfgang Blasig und Steffen Kammradt (v.l.)

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