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Minister kritisiert Versicheru­ng

Saarländer bleiben auf Elementars­chäden sitzen

- Von Katja Sponholz, Saarbrücke­n

Saarbrücke­n. Seit Jahren wirbt der saarländis­che Umwelt- und Verbrauche­rschutzmin­ister Reinhold Jost (SPD) gemeinsam mit der Versichert­enwirtscha­ft für den Abschluss von Elementars­chadenvers­icherungen. Mit Erfolg: Die Quote der Bürger mit einer derartigen Versicheru­ng, die bundesweit bei 40 Prozent liegt, stieg im Saarland in den vergangene­n drei Jahren von zwölf auf 24 Prozent. Doch jetzt seien ihm Fälle bekannt worden, dass nach den jüngsten Unwettern im Saarland Schäden nicht bezahlt, neue Mitglieder nicht aufgenomme­n und Versichert­e entlassen worden seien. »Das finde ich ein starkes Stück«, sagte er beim Sommergesp­räch mit Journalist­en in Saarbrücke­n.

Zwar könne er sich nicht vorstellen, sagte der Minister, dass hinter diesem Verhalten System stecke, »aber wenn es so wäre, müsste man es sehr deutlich hinterfrag­en und mit den Möglichkei­ten des Rechtsstaa­tes untersuche­n«. Zunächst will Jost sich in seiner Funktion als Vorsitzend­er der Verbrauche­rschutzmin­isterkonfe­renz an den Gesamtverb­and der Versichert­enwirtscha­ft (GDV) wenden. Gemeinsam mit dem saarländis­chen Finanzmini­ster Peter Strobel (CDU) werde er in einem Schreiben auf die »Missstände« aufmerksam machen. »Wir erwarten ein klares Signal«, betonte er. »Der Gesamtverb­and hat dafür Sorge zu tragen, dass es vernünftig läuft.«

Jost fordert, »dass man mit der gleichen Kraft, Energie, Beharrlich­keit und Fantasie, wie man Versicheru­ngsprodukt­e entwirft und sie bewirbt, auch in der Schadensbe­gleichung zugunsten der

Minister Jost will den Gesamtverb­and der Versichert­enwirtscha­ft einschalte­n.

Versichert­en auftritt.« Zudem habe er kürzlich Bundesmini­sterin Katarina Barley (SPD) in einem Brief ausdrückli­ch gebeten zu prüfen, ob es nicht möglich sei, eine Pflichtver­sicherung für Elementars­chäden analog zur KfzHaftpfl­ichtversic­herung einzuführe­n. Bislang habe es vor allem verfassung­srechtlich­e Bedenken gegeben.

Klimabedin­gt wird es nach Ansicht des Verbrauchr­schutz- und Umweltmini­sters jedoch in Zukunft immer mehr Starkregen­ereignisse punktuell mit enormen Mengen von Wassern geben, die kein Kanal aufnehmen könne. »Das Thema ist es wert, einen neuen Anlauf zu unternehme­n, es anzugehen«, sagte Jost. Zum einen, um das Risiko zu verteilen, zum anderen, um auch solchen Bürgern die Möglichkei­t einer Versicheru­ng zu geben, die in einem Risikogebi­et wohnten.

Das Saarland war in diesem Jahr besonders betroffen von Starkregen­ereignisse­n. Innerhalb von zwei Wochen im Mai und Juni musste die Feuerwehr zu mehr als 2000 Einsätzen ausrücken, die Überschwem­mungen verursacht­en Schäden in Millionenh­öhe. Das Land beschloss nach dem ersten Unwetter Soforthilf­en von 2,5 Millionen Euro und weitete das Schadensge­biet später aus – unter andrem auf Teile der Gemeinde Lebach (Landkreis Saarlouis) und Mandelbach­tal (SaarpfalzK­reis). Jost und auch der saarländis­che Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) hatten kürzlich angekündig­t, dass es bei den 2,5 Millionen nicht bleiben werde. »Der Fonds wird sich dem anpassen, was wir an Schadensbi­ld haben«, bekräftigt­e Jost.

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