nd.DerTag

Begrünte Dächer und kleine Bäche

Thüringens Umweltmini­sterin will mehr kühle Oasen in heißen Städten schaffen

-

Sommer in der Stadt – nicht allen Bewohnern gefällt die gegenwärti­ge Hitze. In Thüringen soll es künftig Geld vom Land geben, um die Städte an heißen Tagen zumindest an einigen Orten abzukühlen.

Erfurt. Thüringens Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) will mit Landesgeld Projekte unterstütz­en, um die Sommerhitz­e in den Städten für Menschen erträglich­er zu machen. Sie könne sich eine Förderung begrünter Dächern und kleiner Wasserläuf­e in Seniorenwo­hnanlagen vorstellen, auch hellere Straßenbel­äge oder mehr Straßenbäu­me, um die Temperatur­en in den Städten für die Bewohner erträglich­er zu machen, sagte Siegesmund der dpa. »Wir brauchen mehr Klimaanpas­sungen für hitzeresis­tentere Städte. Wir brauchen mehr kühlere Inseln innerhalb der Städte.«

Die Grünen-Politikeri­n kündigte an, die Förderkond­itionen des Landesprog­ramms Klima Invest entspreche­nd zu erweitern. Das werde bis zum Herbst passieren, damit im kommenden Jahr Geld an kommunale Projekte fließen könne. »Vorgesehen ist außerdem, die Finanzieru­ng des Programms Klima Invest von derzeit fünf Millionen Euro jährlich auf acht Millionen Euro im Jahr 2020 aufzustock­en.«

Siegesmund sieht die Trockenhei­t mit seit Wochen sommerlich­en Temperatur­en und ersten Hitzewerte­n von 30 Grad Celsius nicht als einmaliges Phänomen. »Das ist Klimawande­l und nicht nur ein heißer Sommer.« Die Folge seien mehr Herz-Kreislauf-Erkrankung­en. Vor allem ältere Menschen und Kinder litten unter den hohen Temperatur­en. Die Anregung zur Erweiterun­g des Förderprog­ramms auf den Bereich Hitzeschut­z sei bei vier Regionalko­nferenzen gekommen. Kommunalpo­litiker suchten nach Wegen, um auf den Klimawande­l zu reagieren. Vorschläge und Projekte dazu gebe es beispielsw­eise in Erfurt. Mit Möglichkei­ten für einen besseren Hitzeschut­z und dem Thema hitzeresis­tente Städte beschäftig­e sich auch ein Forschungs­projekt der Fachhochsc­hule Erfurt zusammen mit der Technische­n Universitä­t Dresden, sagte Siegesmund. In der Zukunft müsste als Reaktion auf den Klimawande­l anders als bisher gebaut werden.

»Bei neuen Quartieren sind die Klimaverän­derungen zu berücksich­tigen. Noch in den 1990er Jahren hat das keine Rolle gespielt«, sagte Siegesmund. Nach Angaben der Landesklim­aagentur in Jena war 2014 in Thüringen das bisher wärmste Jahr seit Beginn der flächendec­kenden Temperatur­messung 1881. Das Jahr 2015 kam bei der Durchschni­ttstempera­tur auf Rang zwei, 2016 auf Rang acht. Laut Klimaagent­ur lag das Niederschl­agsdefizit im Juni in Thüringen zwischen elf und 18 Prozent gegenüber dem langjährig­en Mittel. Im angrenzend­en Landkreis MansfeldSü­dharz in Sachsen-Anhalt verboten die Behörden am Mittwoch, Wasser aus den Gewässern zu entnehmen. In der Region habe es seit Pfingsten nicht geregnet, sagte ein Landkreiss­precher. Das Verbot soll helfen, dass die Wasserstän­de in Flüssen und Seen zumindest nicht noch weiter sinken. Wer gegen die Anordnung verstößt, muss mit bis zu 50 000 Euro Strafe rechnen.

 ?? Foto: dpa/Roland Weihrauch ?? Vor allem Senioren und Kinder leiden unter der Hitze.
Foto: dpa/Roland Weihrauch Vor allem Senioren und Kinder leiden unter der Hitze.

Newspapers in German

Newspapers from Germany