nd.DerTag

Teure billige Buchstaben

-

Der

»Stern« will 35 Jahre nach dem Skandal um die gefälschte­n Hitler-Tagebücher erstmals einige Exemplare ausstellen. Chefredakt­eur Christian Krug kündigte gegenüber der »Zeit« an, dass der Verlag einige der Kladden bei einem »Tag des Journalism­us« am 15. September aus seinem Tresor holen und im Hamburger Verlagshau­s zeigen werde. Der »Stern« werde die Tagebücher auch behalten und nicht wie 2013 angekündig­t an das Bundesarch­iv abgeben. »Dafür haben wir nicht nur viel Geld, sondern auch viel Lehrgeld bezahlt.« Er wolle, dass der »Stern« die Dokumente seiner größten Niederlage selbst verwahre.

Für ihn selbst sei es ein »sensatione­ller Moment« gewesen, die Plastikbuc­hstaben auf einigen der Tagebücher zu berühren, sagte Krug. »Sie fühlen sich noch billiger an, als sie auf Fotos aussehen.« Das hätte die Verantwort­lichen eigentlich stutzig machen müssen. Der »Stern« wolle den Umgang mit dem Thema »entkrampfe­n«. Krug: »Ich finde, wir dürfen nach all den Jahren sogar die humoristis­che Seite daran entdecken.«

Der »Stern« hatte im April 1983 die Veröffentl­ichung der bislang unbekannte­n Tagebücher von Adolf Hitler angekündig­t. Im Editorial hieß es damals: »Die Geschichte des Dritten Reiches wird in weiten Teilen neu geschriebe­n werden müssen.« Zwei Wochen später war klar, dass das Magazin einem plumpen Schwindel des Fälschers Konrad Kujau aufgesesse­n war. Das Bundeskrim­inalamt sprach von einer »grotesk oberflächl­ichen Fälschung«. 9,3 Millionen Mark hatte der »Stern« für die Kladden gezahlt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany