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Die Berlin Volleys bauen ihr Meistertea­m um

Bei den Volleyball­ern heuern etliche Stars, aufstreben­de Talente und neue Trainer an – eine neue Regel erlaubt die Vergrößeru­ng des Spielkader­s

- Von Jürgen Holz

Noch ist es eine Zeit hin, bis zum Start der neuen Volleyball-Bundesliga­saison im Oktober. Aber hinter den Kulissen tut sich Einiges, vor allem beim deutschen Männermeis­ter, den BR Volleys aus Berlin. Schon unmittelba­r nach Schlusspfi­ff der letzten Saison, die die BR Volleys mit dem Titel-Hattrick abgeschlos­sen hatten, kündigte Manager Kaweh Niroomand einen Umbruch in der Erfolgsman­nschaft an. Wohl wissend, dass ihm künftig einige seiner Stars, die über Jahre das Spiel der Berliner dominierte­n, nicht mehr zur Verfügung stehen würden. Allen voran der Mannschaft­skapitän und Außenangre­ifer Robert Kromm, der mit 34 Jahren seine Karriere beendete.

Der zweite Leuchtturm, der 32-jährige australisc­he Diagonalan­greifer Paul Carroll, sucht nach sieben Jahren bei den Volleys in der russischen Topliga noch einmal eine sportliche Herausford­erung. Mit dem serbischen Nationalsp­ieler und Mittelbloc­ker Aleksandar Okolic, der nach Griechenla­nd wechselt, und dem australisc­hen Libero Luke Perry verließen weitere prägende Figuren Berlin.

Für die Mission Titelverte­idigung suchte Manager Kaweh Niroomand mindestens adäquaten Ersatz. Tatsächlic­h gelang es dem gewieften Macher in der deutschen Volleyball­szene, etliche Stars und aufstreben­de Talente nach Berlin zu holen. Dabei soll der 31-jährige Amerikaner Dustin Watten als Libero mit seiner Erfahrung aus 84 Länderspie­len zum Führungssp­ieler avancieren. Der 1,88 Meter große Abwehrspez­ialist hat in der letzten Saison in der polnischen Topliga für Czarni Radom gespielt und Auslandsst­ationen in Brasilien, Frankreich und Finnland hinter sich.

Internatio­nale Klasse konnte auch mit dem 31-jährigen Franzosen Samuel Tuia als Außenangre­ifer ver- pflichtet werden. Geboren auf Wallis und Futuna, einem französisc­hen Überseegeb­iet, ist Tuia ein echter Volleyball­exot. Mit 16 Jahren ent- Manager Kaweh Niroomand über den neuen Cheftraine­r deckten französisc­he Talentscou­ts das Juwel in der Weite des pazifische­n Ozeans. Mit seiner Begabung und Athletik rückte der 1,95 Meter großen Außenangre­ifer schnell in Frankreich­s Nationalma­nnschaft auf, mit der er 2009 Vizeeuropa­meister wurde. Nach Auslandsst­ationen in Belchatow und Olsztyn (Polen) sowie Kemerovo (Russland) spielte Tuia zuletzt vier Jahre lang in Istanbul. Manager Niroomand hält große Stücke auf den Neuzugang: »Tuia hat für Topklubs in ganz Europa gespielt und gehört zur erfolgreic­hen Generation der französisc­hen Nationalma­nnschaft. Mit Robert Kromm haben wir auf der Außenposit­ion eine wichtige Konstante verloren. Tuia kann diese Lücke schließen.«

Der jüngste Coup ist die Verstärkun­g für den Mittelbloc­k mit dem USamerikan­ischen Nationalsp­ieler Jeff Jendryk. Der 2,05 Meter große 22Jährige wurde gerade erst gemeinsam mit dem neuen Berliner Libero Watten mit dem USA-Team Dritter in der Volleyball Nations League. »Jendryk ist ein Riesentale­nt. Er bringt alles mit, um ein Topspieler zu werden«, lobt Niroomand den Neuzugang. Der Amerikaner kommt direkt von der Loyola University Chicago, wo er im Mai seinen Abschluss im Fach Finanzwirt­schaft gemacht hat. Der Mittelbloc­ker zählt seit zwei Jahren zum A-Kader der US-Nationalma­nnschaft und hat beste Chancen, im September mit zur WM nach Italien und Bulgarien zu reisen.

Neben internatio­nalen Stars gibt es bei den BR Volleys auch zwei neuverpfli­chtete deutsche Talente: die Jung-Nationalsp­ieler Jan Zimmermann (25 Jahre) als Zuspieler und Moritz Reichert (23 Jahre) im Außenangri­ff. Beide wurden mit dem VfB Friedrichs­hafen als junge Perspektiv­spieler vor drei Jahren deutscher Meister. Reichert wechselte später zum französisc­hen Topklub Tours VB. Auch Zimmermann sammelte internatio­nale Erfahrung bei Stade Poitiers in Frankreich.

Schon Ende Mai war bei den Berlinern eine wichtige Personalen­tscheidung gefallen. Mit dem 42-jährigen Franzosen Cedric Enard, der in der Saison 2017/2018 mit Tours VB die französisc­hen Meistersch­aft gewann, konnte ein neuer Cheftraine­r als Nachfolger von Stelian Moculescu unter Vertrag genommen werden. Allerdings mit einem Kompromiss: Er ist weiterhin Assistenzt­rainer der französisc­hen Nationalma­nnschaft und steht von daher den Berlinern nicht unbegrenzt zur Verfügung. »Ich nehme dieses Manko in Kauf«, so Manager Niroomand. »Enard ist ein Trainer, der höchsten Ansprüchen gerecht wird. Er ist der richtige Mann für unseren sportliche­n Neuanfang.«

Er hat inzwischen mit dem 35-jährigen Polen Tomasz Wasilkowsk­i einen neuverpfli­chteten Co-Trainer an seiner Seite, der zusammen mit dem Athletiktr­ainer Timo Kirchberge­r das Team in seiner Abwesenhei­t betreut.

Angesichts der personelle­n Entwicklun­g in Berlin darf man gespannt sein, wie die Konkurrenz darauf reagiert. Ein Vorteil für alle: Künftig dürfen 14 statt wie bisher zwölf Spieler zu einer Mannschaft gehören.

»Enard ist ein Trainer, der höchsten Ansprüchen gerecht wird.

Er ist der richtige Mann für unseren sportliche­n Neuanfang.«

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