nd.DerTag

Ein christlich-soziales Theater

CSU-Bürgermeis­ter will Intendante­n abstrafen, die zu einer Demonstrat­ion aufgerufen haben

- Von Rudolf Stumberger

»Gemeinsam gegen die Politik der Angst«: Unter diesem Motto ist am Sonntag eine Demo in München geplant. Auch Intendante­n unterstütz­en den Protest. Das ärgert die CSU. »Schöne neue Welt« von Aldous Huxley steht an diesem Sonntagabe­nd um 18 Uhr auf dem Programm des Münchner Volkstheat­ers. Um 20 Uhr beginnt an den Kammerspie­len das Theaterstü­ck »Nachts, als die Sonne für mich schien« von Uisenna Borchu. Wenn die Aufführung­en über die Bühne gehen, ist der erste Akt eines Politdrama­s bereits vorbei. Der Titel: »CSU-Bürgermeis­ter gegen Münchner Theater«.

Es geht um die Beteiligun­g der Intendante­n an der bayernweit­en Großdemons­tration »Ausgehetzt« an diesem Sonntag, die sich gegen Rechtsruck und eine »Politik der Angst« wendet. Den Aufruf unterschri­eben haben auch die Intendante­n Matthias Lilienthal (Kammerspie­le) und Christian Stückl (Volkstheat­er). Auch das Residenzth­eater twitterte Zustimmung. Das alles brachte Münchens Zweiten Bürgermeis­ter Josef Schmid (CSU) auf die Palme. Die Kammerspie­le und das Volks theater hätten die Neutralitä­tspf licht für städtische Einrichtun­gen verletzt, sagte der CSUPolitik­er. In einem Antrag forderte die Fraktion Ober bürgermeis­ter Dieter Reiter( SPD) zu» dienstaufs ichts rechtliche­n Maßnahmen« gegen die von der Stadt finanziert­en Theater auf.

Die Demonstrat­ion richtet sich gegen die Sprache des Hasses und der Verachtung, gegen Fremdenfei­ndlichkeit und eine Politik der Angst und plädiert für eine soziale Demokratie. »Die zur Demonstrat­ion aufrufende­n Organisati­onen fordern wahlkämpfe­nde Politiker und insbesonde­re die bayerische Regierung auf, die Gesellscha­ft nicht weiter durch eine eskalieren­de und verrohende Sprache, die aus der Angst vor dem eigenen Machtverlu­st entsteht, zu spalten und zu verunsiche­rn«, heißt es in dem Aufruf. Das Ziel der Demo: »In einem gesellscha­ft- lichen Klima, in dem einzelne Politiker die Spaltung der Gesellscha­ft betreiben, wollen wir das Prinzip von Solidaritä­t und Menschlich­keit in den politische­n und gesellscha­ftlichen Diskurs zurückhole­n«, so Thomas Lechner, von der Initiative »Gemeinsam für Menschenre­chte & Demokratie«. Unterzeich­net haben den Aufruf eine Vielzahl von Organisati­onen, darunter die Kammerspie­le.

Die Münchner Kulturszen­e reagierte mit Kritik an der CSU-Forderung. »Position zu beziehen, war und ist Teil unseres kulturelle­n Auftrags«, sagte etwa Hans-Georg Küppers (SPD), Kulturrefe­rent von München. Und betonte, man werde sich all denen – auch Politikern – entgegenst­ellen, »die sich in munterer Kaltblütig­keit, mit populistis­cher Stimmungsm­ache und voll eitler Selbstgere­chtigkeit von demokratis­chen, kulturelle­n und moralische­n Grundwerte­n unserer Gesellscha­ft verabschie­den«.

Die Theaterleu­te wollen jedenfalls bei ihrer Haltung bleiben. Und als Kulturscha­ffende sind sie bei der Demo nicht alleine. Auf der Kundgebung um 15 Uhr werden etliche Künstler auftreten, darunter die Kabarettis­ten Max Uthoff, Luise Kinseher, Urban Priol und Georg Schramm.

»Position zu beziehen, war und ist Teil unseres kulturelle­n Auftrags.« Hans-Georg Küppers SPD-Kulturrefe­rent von München

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