nd.DerTag

Der Staat ist mitschuldi­g

- Simon Poelchau zur wachsenden Ungleichhe­it hierzuland­e

»Der Reichtum der Gesellscha­ften, in welchen kapitalist­ische Produktion­sweise herrscht, erscheint als eine ›ungeheure Warensamml­ung‹«, beginnt Karl Marx sein Hauptwerk »Das Kapital«. Und bekanntlic­h ist dieser Reichtum im Kapitalism­us auch sehr ungleich verteilt. Doch liegt der Grund für die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich nicht allein in der Funktionsw­eise dieser Marktwirts­chaft.

Wie Ökonomen immer wieder zeigen, hat der Staat erhebliche­n Anteil daran. In den vergangene­n Jahrzehnte­n senkten die wechselnde­n Bundesregi­erungen immer wieder die Steuern für Reiche und Vermögende und schwächten damit die Umverteilu­ngsfunktio­n ab, die eigentlich eine wesentlich­e Aufgabe der Steuerpoli­tik ist. Mit Reformen wie der Agenda 2010 wurden zudem atypische Beschäftig­ungsverhäl­tnisse gefördert. Dadurch hängen immer mehr Menschen in schlecht bezahlten prekären Arbeitsver­hältnissen fest. Dies alles führte dazu, dass die Einkommens­ungleich hierzuland­e seit der Wende extrem zugenommen hat.

Wenn Politiker der Regierungs­parteien die immense Kluft zwischen Arm und Reich beklagen, dann müssen sie sich also selbst an die Nase fassen. Und dann müssten sie die Fehler, die ihre Parteien begangen haben, endlich wieder gutmachen. Doch leider ist davon derzeit nicht die Rede.

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