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Brot schon vor dem Ackerbau

Wissenscha­ftler fanden mehr als 14 000 Jahre alte Fladen. Führte die Bäckerei erst zur Landwirtsc­haft?

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Brot

könnte nach neuen Erkenntnis­sen schon deutlich früher auf dem Speiseplan der Menschen gestanden haben als bisher gedacht. Archäologe­n haben im Nordosten Jordaniens verkohlte Spuren von 14 400 Jahre alten brotartige­n Lebensmitt­eln gefunden. Bisher hatte man angenommen, Brot sei erst mit dem Ackerbau etwa 4000 Jahre später aufgekomme­n.

Die Forscher der Universitä­ten Kopenhagen, London und Cambridge untersucht­en 24 verkohlte Überreste von Lebensmitt­eln aus ehemaligen Feuerplätz­en. Ihre Erkenntnis­se aus der Ausgrabung­sstätte Shubayqa 1 präsentier­en sie in den »Proceeding­s« der US-Akademie der Wissenscha­ften (»PNAS«, DOI: 10.1073/ pnas.1801071115).

Die Analyse zeige, dass die Jäger und Sammler aus dem Volk der Natufier Einkorn und Strandbins­en nutzten, um flache, ungesäuert­e, brotartige Fladen herzustell­en. Der Anbau von Getreide sei zu dieser Zeit aber noch nicht üblich gewesen, so dass Brot wohl selten war. »Es ist sehr wahrschein­lich, dass getreideba­sierte Mahlzeiten wie Brot erst zum Grundnahru­ngsmittel wurden, als die Landwirtsc­haft fest etabliert war«, schreiben die Forscher.

Möglicherw­eise hätten Jäger und Sammler jedoch überhaupt erst angefangen, Getreide anzubauen, weil sie aus wildem Korn das erste Brot gebacken hatten. »Brot bedeutet viel Arbeit mit dem Entfernen der Schale, Mahlen der Körner, Kneten und Backen«, erläuterte der Londoner Archäologe Dorian Fuller. »Dass es hergestell­t wurde, bevor es Ackerbau gab, legt nahe, dass es als etwas Be- sonderes gesehen wurde. Und der Wunsch, mehr von diesem besonderen Essen zu machen, hat wahrschein­lich zur Entscheidu­ng beigetrage­n, Getreide anzubauen.«

Die Überreste seien den ungesäuert­en Fladen sehr ähnlich, die an verschiede­nen jungsteinz­eitlichen Siedlungen und römischen Standorten in Europa und der Türkei gefunden worden seien, erklärte die Archäobota­nikerin Amaia Arranz Otaegui. An der Ausgrabung­sstelle waren zuvor Sichel-Klingen und steinerne Mörser gefunden worden.

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