nd.DerTag

Spahn pflegt alten Stil

Uwe Kalbe über halbherzig­e Bekenntnis­se der Bundesregi­erung

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Ein wachsendes Problembew­usstsein der Gesellscha­ft hinterläss­t offenbar auch bei Jens Spahn seine Spuren. Der Gesundheit­sminister schöpft Mut, die Beiträge für die Pflegevers­icherung in seinen Planungen stetig zu erhöhen – von 0,2 auf 0,3 und nun auf 0,5 Prozent. Man kann darin womöglich sogar wachsendes Problembew­usstsein des CDU-Politikers selbst sehen. In jedem Fall ist man heilfroh, dass Minister Spahn nicht mehr davon zu träumen scheint, die sozialen Daumenschr­auben anzuziehen, wenn irgendwo ein Finanzieru­ngsproblem identifizi­ert ist – wie er es im letzten Jahr noch mit dem Vorschlag tat, die Rente mit 63 abzuschaff­en.

Daraus einen Paradigmen­wechsel abzulesen, wäre jedoch vermutlich verfrüht. Denn nach wie vor ist der angebliche Aufrührer im Dienste des Konservati­smus weit davon entfernt, einem gesellscha­ftlich weithin als höchst bedürftig identifizi­erten Gesundheit­sbereich, den darin beschäftig­ten Pflegern und ihren mehr und mehr werdenden Patienten mit Steuermitt­eln aus der Patsche zu helfen. Warum sonst schweigt er zum vorgeschla­genen Bundeszusc­huss, den die Pflegekass­en für angemessen hielten, als sie ihrerseits eine Erhöhung von 0,5 Prozent ins Spiel brachten? Letztlich ist Politikern wie Jens Spahn eine Schwarze Null im Etat wichtiger als die Leiden ergrauter Häupter. Da ist er doch ganz der alte. Und von seiner Regierungs­chefin hat er dafür vermutlich Beifall statt helfender Korrektur zu erwarten.

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