nd.DerTag

Vertreibun­g aus dem Gefängnis

Assange braucht auch weiterhin Schutz, meint Alexander Isele

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Aus dem Gefängnis in den Knast – so könnte es Julian Assange schon bald gehen, sollte Ecuador es ernst meinen und ihm das Asyl in der Botschaft in London entziehen. Das Vereinigte Königreich investiert seit sechs Jahren 11 000 Euro pro Tag, um die letzte Zufluchtss­telle von Assange zu überwachen und macht sie so zu einem Quasi-Gefängnis für ihn. Von dort droht ihm, einem der bekanntest­en Whistleblo­wers dieser Zeit, nun die Vertreibun­g – angeblich sind Ecuador die Kosten zu hoch. Dabei war die kleine Botschaft noch nie ein Paradies für Assange, dessen einzige Verbindung zur Außenwelt, das Internet, immer mal wieder von Ecuador gesperrt wird.

Hinausgewo­rfen drohen Assange die sofortige Festnahme und dann bis zu drei Jahre Haft in Großbritan­nien. Solange könnte er eine Auslieferu­ng an die USA wohl juristisch hinauszöge­rn. Damit wäre Assange fast ein Jahrzehnt in Haft – und das ohne Verurteilu­ng. In den USA drohen dann viele weitere Jahre, gar die Todesstraf­e wegen Geheimnisv­errats.

Egal, wie einseitig Assange gearbeitet haben mag – was er aufgedeckt hat, waren illegale Machenscha­ften, ob der Demokratis­chen Partei oder des US-Militärs. Assange muss geschützt werden, sonst wird in Zukunft niemand mehr wagen, den Dreck der Mächtigen öffentlich zu machen. An den Kosten darf das nicht scheitern.

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