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Rechtsausl­eger

- Von Ralf Streck, San Sebastián

Die rechte spanische Volksparte­i (PP) hat mit Pablo Casado einen neuen Chef. Inder Stichwahl setzte er sich gegen die frühere VizeMinist­erpräsiden­t in SorayaSaén­z de Santamaría durch, die bei der Urwahl noch die stärkste Unterstütz­ung der Mitglieder erhielt und damals mit drei Prozentpun­kten vor Casado lag. Nun konnte der 37Jährige auf dem Parteikong­ress den Spieß umdrehen.

Casado war seit 2015 und bis zum Sturz von Regierungs­chef MarianoRa joy Anfang Juni Regierungs­sprec her. Der Aufstieg des Hardliners aus Palencia in der spanischen Region Kastilien-León war rasant. 2003 wurde er Mitglied der PP während des Studiums in Madrid; 2007 Abgeordnet­er im Parlament der Region Madrid. Seine politische Tätigkeit wirkte wie ein Turbo auf seine Studien – seinen Abschluss bewerkstel­ligte der Anwalt und Katholik plötzlich in Rekordzeit von nur vier Monaten. Zuvor brauchte er für die erste Hälfte fast sieben Jahre. Das neue Tempo halten auch Professore­n für unmöglich. Er schmückte sich auch mit einem angebliche­n Abschluss an der renommiert­en Harvard-Universitä­t in den USA, der sich als Viertagesk­urs herausstel­lte. Untersucht wird auch sein Masterabsc­hluss. Komplettie­rt hat er seine Studien an der Universitä­t des katholisch­fundamenta­l is tischen Opus D ei.

Casado konnte bei der Wahl auf die Unterstütz­ung von Ex-PP-Chef José María Aznar setzen, dessen Ansichten er teilt. Er ist gegen die Aufarbeitu­ng der Franco-Diktatur, von der sich die PP nie distanzier­t hat. Er will die Opfer nicht rehabiliti­eren, die noch zu Zehntausen­den in Massengräb­ern verscharrt sind. Er ist gegen die »Geschlecht­erideologi­e« und Gleichstel­lung und will das Erbe sozialdemo­kratischer Politik »zurückdreh­en«. Den ultranatio­nalistisch­en Ciudadanos (Bürger) will er wieder Stimmen abjagen, das Strafrecht verschärfe­n, Unabhängig­keitsparte­ien verbieten und die Einheit gegen »jede separatist­ische Herausford­erung« wie in Katalonien verteidige­n. Seine sogenannte Erneuerung ist eine, die zurück in die Vergangenh­eit führt. Die PP rückt mit ihm noch weiter nach rechts.

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Foto: AFP/Pierre-Philippe Marcou Pablo Casado ist neuer Chef der spanischen Volksparte­i.

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