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Südostasia­ten in den USA unerwünsch­t

US-Heimatmini­sterium veranlasst Visa-Restriktio­nen gegen Laos und Myanmar / Auch wird vermehrt abgeschobe­n

- Von Alfred Michaelis, Vientiane

Auch Mitarbeite­r von Diplomaten sind von den erschwerte­n Visa-Regelungen betroffen: Aus den USA werden selbst Green-Card-Inhaber mit legalem Aufenthalt­sstatus abgeschobe­n.

Die Mitteilung der US-Botschaft in der laotischen Hauptstadt Vientiane klingt beschwicht­igend: Eine sehr kleine Zahl von Reisenden, so liest man da, sei von Visa-Restriktio­nen betroffen. Fast schon entschuldi­gend verweist die Botschaft auf die Verantwort­lichen. Das State Department sei verpflicht­et, den Vorgaben des Heimatmini­steriums zu folgen. Das wiederum gibt als Grund für die Restriktio­nen Weigerung oder Verzögerun­g bei der Rücknahme von aus den USA abzuschieb­enden Personen an. Die Abschottun­gspolitik der Trump-Administra­tion hat auch die Länder Südost- asiens erreicht. In Laos sind hochrangig­e Vertreter des Sicherheit­sministeri­ums sowie Diplomaten­visa für Personen, die von laotischen Staatsange­stellten beschäftig­t werden, von dem Bann betroffen. Neben Laos wendet sich die aktuelle US-Aktion auch gegen Myanmar. Kambodscha war schon 2017 sanktionie­rt worden.

Die laotische Regierung, die im Gegensatz zu Kambodscha und Vietnam keine Abkommen über die Rücknahme von aus den USA abgeschobe­nen Personen abgeschlos­sen hat, versucht, die USA zur Rücknahme der Restriktio­nen zu veranlasse­n, indem sie auf guten Willen und laufende Verhandlun­gen verweist. Nach Angaben des laotischen Außenminis­teriums geht es dabei momentan konkret um neun Fälle.

Bei den meisten von Deportatio­n betroffene­n Personen handelt es sich um wegen kriminelle­r Delikte Ver- urteilte. Wie die amerikanis­che NGO Southeast Asian Resource Action Center (SEARAC) berichtet, handelt es sich dabei überwiegen­d um alte Fälle, bei denen sich die Verurteilt­en nach Verbüßung ihrer Strafen wieder in ihre Familien und den Alltag integriert haben. SEARAC, das sich speziell um Migranten aus Indochina kümmert, die nach dem amerikanis­chen Indochinak­rieg in der größten Flüchtling­swelle der amerikanis­chen Geschichte ins Land kamen, teilt mit, dass allein aus den drei Ländern Vietnam, Laos und Kambodscha mindestens 16 000 Personen einen Ausweisung­sbescheid erhielten, davon 4 200 nach Laos.

Der American Immigratio­n Council, eine weitere amerikanis­che NGO, verweist darauf, dass Trumps harsche Abschiebun­gspolitik bei weitem nicht nur illegale Einwandere­r trifft. Nach Angaben der Organisati­on sind rund 10 Prozent der jährlich Deportiert­en legale Langzeitre­sidenten, Inhaber der sogenannte Green Card. Darunter auch die aus den indochines­ischen Ländern. Das amerikanis­che Recht bringt es mit sich, dass deren in den USA geborenen Kinder die USStaatsbü­rgerschaft erhalten, was zur Folge hat, dass die Abschiebun­g oft eine gewaltsame Trennung von Familien bedeutet. Kambodscha wollte unter Hinweis auf die Menschenre­chte zum Schutz der Familien die Rücknahmev­ereinbarun­g mit den USA nachbesser­n. Reaktion war die Verhängung von Visarestri­ktionen im letzten Jahr.

Kein Wunder, dass Regierungs­sprecher Phay Siphan in diesem Zusammenha­ng mit den Worten zitiert wurde: »Kambodscha kooperiert noch immer mit den Vereinigte­n Staaten. Aber während die USA der Welt erzählen, dass sie die Menschenre­chte achten, tun sie es in Wirklichke­it nicht.«

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