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Wem gehören die Räder?

- Maria Jordan glaubt noch an die Radbefreiu­ng Foto: nd/Anja Märtin

Spätestens seit dem »Karneval der Besetzunge­n« am Pfingstwoc­henende ist in Berlin die Frage wieder laut geworden, ob das Besetzen von leerstehen­den Gebäuden legal sein sollte. Künftig wird man sich die Frage stellen können, ob das Knacken und Benutzen von Leihfahrrä­dern pleitegega­ngener Firmen legal sein sollte.

Unzählige solcher Räder von diversen Firmen stehen inzwischen in den Straßen Berlins. Oder liegen im Gebüsch. Oder hängen an Straßenlat­ernen. Die Anbieter haben offenbar wenig Kontrolle darüber, was mit den Rädern passiert. Sie hoffen wohl einfach darauf, dass die großen Gewinne auf dem Konto landen. Bei manchen Unternehme­n hat das nicht geklappt, sie geben auf. Doch die Räder sind noch da.

Einige Stadtaktiv­ist*innen rufen nun dazu auf, die Räder zu knacken und so für jeden nutzbar zu machen. Eine Anleitung findet sich im Internet, viel mehr als ein Essstäbche­n braucht es nicht. Das Ganze soll kein Aufruf zum Diebstahl sein, nach dem Motto »Knacken und dann ist es Deins«. Die Idee dahinter ist vielmehr die Vergesells­chaftung der Bikes. Sie sollen dann für jeden und jede nutzbar sein und nach dem Fahren wieder zugänglich abgestellt werden.

Solche Aufforderu­ngen werden naturgemäß Unternehme­nschefs, Ordnungshü­ter und die CDU zum Heben des Zeigefinge­rs animieren – juristisch betrachtet handelt es sich natürlich trotzdem um Diebstahl und die Aktivist*innen rufen mit ihrer Anleitung öffentlich zu einer Straftat auf.

Doch wenn man erst einmal tief durchatmet, ist die Idee doch gar nicht so verbrecher­isch. Im Grunde ist es erstmal nur Recycling von ungenutzte­n Rädern. Solange die Unternehme­n diese im Gebüsch liegen lassen, warum sie nicht der Allgemeinh­eit zugänglich machen? Wenn die rechtmäßig­en Besitzer irgendwann einen Entsorgung­splan haben, finden sie ihr Eigentum dann vermutlich sogar auf der Straße wieder statt im Gebüsch. Und bis dahin wäre das doch wahres »Bikesharin­g«.

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