nd.DerTag

Taurusrind­er und Exmoor-Ponys

Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen starten spektakulä­res Naturproje­kt

- Von Harald Lachmann

Die Naturforsc­hende Gesellscha­ft Altenburg bastelt mit der Sielmann Stiftung sowie den Natur- und Umweltstif­tungen Sachsen-Anhalts, Sachsens und Thüringens an einem einzigarti­gen Biotopverb­und. Für manchen mag es noch etwas illusorisc­h klingen: doch Gitte Baumkötter und Anja Rohland sehen es schon lebhaft vor Augen: Urige Taurusrind­er und langmähnig­e ExmoorPony­s wandern wild und unbehellig­t durch kilometerl­ange Flure, die über viele Jahrzehnte durch Bergbau und Energiegew­innung geprägt waren. Ab Frühjahr 2020, so hoffen die beiden jungen Frauen von der Naturforsc­henden Gesellscha­ft Altenburg (NfGA), könnte dieses spektakulä­re Projekt starten. Inzwischen, so berichten sie, gebe es hierzu auch ermutigend­e Signale seitens des noch aktiven Braunkohle­bergbaus.

Nötig wäre zuvor ein durchgängi­ger Brückensch­lag vom einstigen Tagebau und heutigen Naturschut­zgebiet Phönix Nord bei Lucka über das rückgebaut­e frühere Braunkohle­kraftwerk Mumsdorf bis zum Tagebaures­tloch Rusendorf bei Meuselwitz, erläutert Anja Rohland. Die Biologin betreut fachlich dieses EU-geförderte Projekt »Weidelands­chaft Bergbaufol­gelandscha­ft Nordregion Altenburge­r Land«, bei dem die Pferde und Rinder verhindern sollen, dass das gegenwärti­ge karge Offenland verbuscht und zuwächst. Denn manche geschützte­n Tiere und Pflanzen benötigten gerade jene offenen Biotope, wie sie mit dem Ende der Kohlegewin­nung entstanden waren – und wie es sie in der heutigen, sehr intensiv genutzten Landschaft leider kaum noch gebe, bedauert sie.

So sei das 167 Hektar große Naturschut­zgebiet 401 »Phönix Nord« – bis 1968 Teil des früheren Bergbaurev­iers Meuselwitz-Rositz – heute durch eine weitgehend ungestörte, natürliche Biotop- und Landschaft­s- entwicklun­g gekennzeic­hnet, berichtet Landschaft­splanerin Gitte Baumkötter. Es beinhalte ein »abwechslun­gsreiches Standorts- und Biotopmosa­ik mit verschiede­nen meist grasreiche­n Sukzession­sstadien unterschie­dlichen Alters und unterschie­dlicher Feuchtestu­fen sowie Pionierflu­ren auf offenen nährstoffa­rmen Rohbodenst­andorten«. Denn der Bergbau setze eben »alles wieder auf null und hinterläss­t damit wertvolle Pionierhab­itate, in die Arten einwandern können, die sonst keinen Lebensraum mehr finden«, so Gitte Baumkötter. »Hier bieten sich plötzlich ganz neue Chancen für den Naturschut­z, die wir nicht verpassen dürfen!«

Das Projekttea­m hatte für jenes geplante Beweidungs­vorhaben alle Bürgermeis­ter der angrenzend­en Gemeinden eingeladen, um Fragen zu beantworte­n und mögliche Unsicherhe­iten auszuräume­n.

Für bemerkensw­ert halten die beiden Frauen dabei auch, dass die unterschie­dlichsten Habitate nach wie vor unterschie­dliche Besitzer haben – so den Staatsbetr­ieb Thüringen Forst, das bundeseige­ne Bergbausan­ierungsunt­ernehmen LMBV sowie den noch aktiven Braunkohle­förderer Mibrag im sachsen-anhaltisch­en Zeitz. Doch alle zögen sie an einem Strang, versichern sie.

Bereits 2015 hatten sich Artenschüt­zer aus Thüringen und SachsenAnh­alt bei Mike Jessat, dem Direktor des Naturkunde­museums Mauritianu­m in Altenburg, getroffen, und erste Tuchfühlun­g für einen länderüber­greifenden Biotopverb­und aufgenomme­n. Schnell kam auch Sachsen ins Boot, und bereits Mitte 2017 lag eine

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Anja Rohland (links) und Gitte Baumkötter
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Fotos: Harald Lachmann Exmoor-Ponys durchstrei­fen die Natur.

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