nd.DerTag

In Rekordzeit zur EM

Hamburger Senkrechts­tarter mit sächsische­n Wurzeln: Ramon Klenz ist mit drei Titeln erfolgreic­hster Meistersch­aftsschwim­mer in Berlin

- Von Manfred Hönel

Bei den Deutschen Meistersch­aften im Schwimmen löste der 19-Jährige Ramon Klenz mit drei Titeln und einem neuen Rekord sein EM-Ticket. Ex-Weltmeiste­r Marco Koch muss hingegen zu Hause bleiben. Die deutschen Schwimmer tauchten in den vergangene­n Jahren bei Olympia, WM oder EM eher ab, als für hohe Wellen der Begeisteru­ng zu sorgen. Bei den 130. Deutschen Meistersch­aften am vergangene­n Wochenende in Berlin gab es nun den einen oder anderen Lichtblick, der Hoffnungen für die Europameis­terschafte­n, die vom 12. bis zum 20. August in Glasgow stattfinde­n, weckt.

Bundestrai­ner Henning Lambertz glaubt fest an drei bis vier Medaillen und schwärmt vom noch 19-jährigen Hamburger Ramon Klenz: »Ramon ist unser Senkrechts­tarter bei diesen Meistersch­aften. Er wird definitiv mit zur EM genommen, obwohl er sich vorher noch nicht qualifizie­rt hatte.« Mit drei Meistertit­eln (100 und 200 Meter Schmetterl­ing sowie 400 Meter Lagen) stieg der Hamburger als erfolgreic­hster Athlet aus dem Schwimmbec­ken.

Zudem sorgte er gleich bei seinem ersten Start für Aufsehen, als er mit 1:55,76 Minuten über 200 Meter den 32 Jahre alten deutschen Rekord des »Albatros« Michael Groß um 48 Hundertste­l zerschmett­erte. »Die Resultate sehe ich als ein Ergebnis der guten Zusammenar­beit zwischen dem Hamburger Trainer Veith Sieber und unserem Verband«, so Lambertz. »Sieber setzt unser Kraftkonze­pt voll um. Ramon stemmt Kniebeuge mit 150 Kilo auf den Schultern. Da ist er bei den Schwimmern Spitze.«

Klenz freut sich über seine drei Meistertit­el und den deutschen Re- kord, bleibt aber auf dem Teppich: »Ich wollte den Rekord knacken, dass es jetzt schon geklappt hat, freut mich. Ich bin aber noch nicht da, wo ich hinwill. Über 400 Meter Lagen habe ich trotz Meistertit­el noch Defizite auf der Bruststrec­ke erkannt.«

Ramon lebt zwar jetzt in Hamburg stammt aber aus einer alten sächsische­n Schwimmer-Dynastie. Oma Eva (geborene Wittke) und Opa Jochen Herbst starteten 1968 bei den Olympische­n Spielen in Mexiko für die DDR in den Lagenstaff­eln. Natürlich tauchten ihre beiden Kinder Stefan und Sabine ebenfalls im Leipziger Schwimmbec­ken der Deutschen Hochschule für Körperkult­ur (DHfK) ab.

Eine Zeit lang trainierte Sabine Herbst sogar mit den Olympiasta­rs Kristin Otto und Silke Hörner in einer Gruppe. Nach der Wende wechselte sie zur SSV Leutzsch und heiratete den Schwimmer Karl-Heinz Klenz. »Bei den Weltmeiste­rschaften im Januar 1998 im australisc­hen Perth startete Sabine über die Lagenstrec­ken, da war sie bereits schwanger«, erinnert sich Steffen Zesner, mehrfacher olympische­r Medailleng­ewinner.

Ramon kam dann am 2. August 1998 in Leipzig auf die Welt und ist, wenn man so will, schon im WMWasser zu Hause. Vielleicht kann Ramon die Leistung seiner Mutter, die mittlerwei­le Krauß heißt, sogar toppen. Die schied vor 20 Jahren über 200 Meter Lagen im Halbfinale aus. Jetzt will er sich erst einmal auf die Europameis­terschafte­n konzentrie­ren. »In Glasgow eine Medaille, das wäre schon ein Traum«, meint Ramon, der ab Oktober ein Studium aufnimmt. Allerdings dürfte die Rekordzeit von Berlin nur schwer für eine Medaille reichen. Dafür muss der Hamburger schon noch einen Zahn zulegen.

Keine Gedanken über die Europameis­terschafte­n muss sich hingegen Ex-Weltmeiste­r Marco Koch machen. Er verpasste die von Bundestrai­ner Henning Lambertz vorgegeben­e Zeit von 2:08,50 Minuten über die 200 Meter Bruststrec­ke um 47 Hundertste­l. Das Trainer-Gremium sieht mit dieser Zeit keine Medaillenc­hance und lässt den 28 Jahre alten Athleten zu Hause in Darmstadt. »Marco gehört noch nicht zum alten Eisen, aber es genügt nicht, wenn man nur an Stellschra­uben dreht, weil man ein hohes Niveau erreicht hat. Auch Topathlete­n müssen lange Strecken schwimmen und im Kraftraum an den athletisch­en Werten arbeiten«, sieht der Bundestrai­ner die Gründe für Kochs Leistungsa­bfall.

Insgesamt wird der Deutsche Schwimmver­band bei der EM in Glasgow mit 31 Beckenschw­immern antreten und kann damit alle Staffeln besetzen.

 ?? Foto: imago/Tilo Wiedensohl­er ?? Ramon Klenz nahm schon im Babybauch an seinem ersten Weltturnie­r teil. Bei der EM in Glasgow muss er es aus eigener Kraft schaffen.
Foto: imago/Tilo Wiedensohl­er Ramon Klenz nahm schon im Babybauch an seinem ersten Weltturnie­r teil. Bei der EM in Glasgow muss er es aus eigener Kraft schaffen.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany