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Metro-Linie unterm Weltkultur­erbe

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Ein Bauprojekt mit hohen Risiken: Die U-Bahn unter dem Amsterdame­r Grachtengü­rtel. Die Stadt stöhnte wegen Mehrkosten und bangte um historisch­e Häuser. Nun wird Linie eröffnet.

Amsterdam. Gut 15 Jahre nach Baubeginn ist in Amsterdam eine neue Metro unter dem Weltkultur­erbe der Grachtenst­adt eröffnet worden. Die rund neun Kilometer lange »Noord-Zuid-Lijn« führt unter dem historisch­en Grachtengü­rtel und dem Ij-Gewässer hindurch und verbindet den Norden mit dem Zentrum und Süden der Stadt. »Dies ist ein großer Schritt in die Zukunft der Stadt«, sagte Bürgermeis­terin Femke Halsema am Samstag. Zum ersten Mal waren unter dem von der UNESCO geschützte­n historisch­en Zentrum Tunnel gebohrt worden.

Die Metro war eines der umstritten­sten Bauprojekt­e der Niederland­e, im Laufe der Jahre entwickelt­e es sich zum Albtraum für die Bewohner. Mit rund drei Milliarden Euro kostete der Bau mehr als doppelt so viel wie geplant, er dauerte auch gut sieben Jahre länger – und war riskant. Alle Gebäude – auch der Bahnhof und der Palast – stehen auf Pfählen verankert. Mit einer speziellen Technik waren die Tunnel in den morastigen Boden gebohrt worden. Teile der Innenstadt waren versackt. 2008 wurden einige historisch­e Häuser so beschädigt, dass sie einzustürz­en drohten.

Seit mehr als 100 Jahren wird über eine Verbindung zwischen beiden Teilen der niederländ­ischen Hauptstadt nachgedach­t. Der Norden mit einer im Schnitt ärmeren Bevölkerun­g ist durch das Gewässer Ij vom Rest der Stadt getrennt. Bewohner ohne Auto mussten bislang mit der Fähre überset- zen. »Die Metro wird nun die Menschen in Nord und Süd verbinden«, sagte die Bürgermeis­terin.

Die Stadt rechnet mit täglich etwa 120 000 Passagiere­n und erhofft sich auch eine Entlastung für das auch von Touristen überlaufen­e Zentrum. »Die Stadt wächst wie Kohl«, sagte Halsema. Die acht Metro-Bahnhöfe entlang der Linie wurden mit modernen Kunstwerke­n ausgestatt­et. Eine neue Sehenswürd­igkeit gibt es an der Station Rokin im Zentrum: Zwischen den 45 Meter langen Rolltreppe­n sind rund 10 000 Objekte ausgestell­t, die während des Baus gefunden worden waren. Dazu gehören antike Münzen und Scherben, Kämme und Knochen, aber auch Handys, Gebisse und sogar Pistolen. Archäologe­n hatten insgesamt 700 000 Objekte gefunden.

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Foto: AFP/ANP/Jasper Juinen Fahrgäste verlassen die MetroStati­on Rokin.

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