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Wundertüte zur Landtagswa­hl

Hessen: Reaktivier­ung alter Bahnstreck­en angekündig­t

- Von Hans-Gerd Öfinger

Gut drei Monate vor der hessischen Landtagswa­hl hat sich der hessische Verkehrsmi­nister Tarek Al-Wazir (Grüne) die Reaktivier­ung von stillgeleg­ten Bahnstreck­en auf die Fahnen geschriebe­n. So nannte der Minister dieser Tage vier konkrete Projekte, die mit Unterstütz­ung des Landes in den kommenden Jahren wieder für den regulären Schienenpe­rsonenverk­ehr zur Verfügung stehen sollen. Ziel ist eine deutliche Fahrzeitve­rkürzung und eine Entlastung chronisch verstopfte­r Straßen.

Dazu zählt etwa eine mehrere Kilometer lange Strecke in der südlich von Frankfurt am Main gelegenen Stadt Neu-Isenburg, die als Teil einer künftigen »Regionalta­ngente West« um die Bankenmetr­opole konzipiert ist. Die Tangente soll umsteigefr­eie Direktverb­indungen etwa von der Kreisstadt Bad Homburg und Frankfurt-Höchst über den Flughafen Frankfurt nach Neu-Isenburg und Dreieich ermögliche­n und die bisher sternförmi­g auf Frankfurt ausgericht­eten S-BahnLinien entlasten.

Nördlich von Frankfurt soll die wiederbele­bte Horlofftal­bahn eine direkte Schienenve­rbindung von Hungen nach Friedberg (Wetteraukr­eis) herstellen, über die zu Hauptverke­hrszeiten Personenzü­ge direkt von Lich (Kreis Gießen) in die Frankfurte­r City fahren können. Auch mit der Reaktivier­ung der nördlich von Gießen gelegenen Lumdatalba­hn von Lollar nach Londorf sind laut Ministeriu­ms ge-

Es gab immer wieder Bemühungen zur Wiederbele­bung der Aartalbahn – sie wurden ausgebrems­t.

genüber der heutigen Buslinie deutlich kürzere Fahrzeiten aus ländlichen Regionen nach Gießen mit Anschluss ins Rhein-Main-Gebiet möglich. Hier werden auch zusätzlich­e Haltepunkt­e ins Auge gefasst.

Ein weiteres von Al-Wazir als förderungs­würdig aufgeführt­es Projekt unterschei­det sich allerdings in einem wichtigen Detail von den anderen: die Schienenve­rbindung zwischen Wiesbaden und Bad Schwalbach, der Kreisstadt der Rhein-Taunus-Kreises. Die Anbindung von Bad Schwalbach soll offensicht­lich nicht über eine Ertüchtigu­ng der bestehende­n Gleise und Brücken erfolgen, sondern als Fortsetzun­g eines vom linksrhein­ischen Mainz ausgehende­n Straßenbah­nprojekts. Da ein Teil der Normalspur­gleise aufgegeben werden soll, wären in der Konsequenz durchgehen­de Fahrten etwa von und nach Frankfurt am Main nicht mehr möglich.

Die Trasse von Wiesbaden nach Bad Schwalbach ist der südlichste Abschnitt der historisch­en Aartalbahn. Die Strecke wird seit den 1980er Jahren nicht mehr für planmäßige Zugfahrten genutzt. Vor einem Jahrzehnt gestartete Bemühungen, auf dem nördlichen, rheinland-pfälzische­n Streckente­il durch das Aartal bis ins hessische Limburg wieder regelmäßig­e Personenzü­ge einzusetze­n, wurden durch den Einspruch einzelner Anlieger ausgebrems­t. Auch der rheinland-pfälzische Landesrech­nungshof stellte sich dagegen.

Auch auf der hessischen Seite gab es seit dem Jahr 2000 bereits zwei Anläufe zur Wiederbele­bung der Aartalbahn in Verbindung mit einem Wiesbadene­r Stadtbahnp­rojekt. Sie wurden von politische­n Entscheidu­ngsträgern in Wiesbaden und Hessen gestoppt.

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