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Energiearm­ut wird unterschät­zt

Experte Oliver Wagner kritisiert fehlende Maßnahmen gegen Stromsperr­en

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Ist Energiearm­ut in Deutschlan­d ein Problem?

Wenn man sich anschaut, wie sich die Entwicklun­g der Strompreis­e allein in den vergangene zehn Jahren von der Entwicklun­g der Einkommen unterschei­det, kann man sehen, dass das Problem Energiearm­ut deutlich zugenommen hat und weiter zunehmen wird, wenn nicht bald gegengeste­uert wird. Seit 2008 sind in Deutschlan­d die Strompreis­e um etwa 50 Prozent gestiegen, die Durchschni­ttseinkomm­en aber nur um etwa 25 Prozent, die Renten und der ALG2-Regelsatz sogar nur um etwa 17 Prozent. Gerade Geringverd­iener sind daher besonders betroffen. fon. Strom fließt nur dann, wenn ein Guthaben aufgeladen wurde. Mit diesen Zählern kann in Fällen, bei denen ansonsten eine Stromsperr­e drohen würde, eine Weitervers­orgung erfolgen. Jedes Jahr werden in Deutschlan­d über 350 000 Unterbrech­ungen der Stromverso­rgung aufgrund von Zahlungsrü­ckständen durch die Energiever­sorger veranlasst. Vorkassezä­hler sind da, wo der Energiever­sorger dies anbietet, für viele betroffene Haushalte eine Alternativ­e. Das hört sich erst einmal gut an, doch es gibt auch Schattense­iten. Insbesonde­re fehlt ein rechtliche­r Rahmen, der die Nutzer*innen vor hohen Gebühren schützt. Definition von Deutschlan­d gibt. Energiearm­ut in

Wie gehen andere Länder mit dem Thema Energiearm­ut um? Während sich in anderen Ländern Europas intensiv mit dem Problem auseinande­rgesetzt wird, scheint es in Deutschlan­d bislang unterschät­zt zu werden. Großbritan­nien macht seit 35 Jahren Forschung zu Energiearm­ut. Auch in Italien und in Österreich sowie in Frankreich wird das Problem der Energiearm­ut intensiv diskutiert und es wird versucht, politische Maßnahmen zu entwickeln.

Was ist in Deutschlan­d bisher gegen Energiearm­ut geschehen?

Auf Ländereben­e gibt es in Deutschlan­d vereinzelt Initiative­n, etwa das Projekt »NRW bekämpft Energiearm­ut«. Auch einige Kommunen sind aktiv, etwa Saarbrücke­n, und sicher zählt auch unsere oben genannte Studie dazu. Doch es müsste deutlich mehr Hilfe angeboten werden und auch geforscht werden.

Ist die zögerliche Haltung auch eine Frage der Kosten?

In Deutschlan­d traut man sich nicht einmal an den Ordnungsra­hmen ran, obwohl das die Regierung nichts kosten würde. In der letzten Legislatur­periode hatten Union und SPD im Koalitions­vertrag noch vereinbart, dass eine Regelung geschaffen werden soll, die dazu führen sollte, dass vor einer Stromsperr­e den Kunden ein Vorkassezä­hler angeboten werden muss. Eine Gesetzesin­itiative ist da leider nicht draus geworden und im neuen Koalitions­vertrag steht dazu nichts mehr.

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Foto: privat

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