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Der Alpenkönig siegt auch in den Pyrenäen

Der Franzose Julian Alaphilipp­e feiert seinen zweiten Etappensie­g bei dieser Tour de France

- Von Tom Mustroph, Bagneres-de-Luchon

Auf der ersten Pyrenäen-Etappe ändert sich im Gesamtklas­sement nichts – weil die Rivalen des führenden Briten Geraint Thomas überrasche­nd konservati­v fuhren.

Schutzklei­dung war angesagt bei dieser ersten Pyrenäenet­appe. Auf dem Gipfel des Col du Portillon hüllten sich die Zuschauer in Regenjacke­n, Plastikhül­len und alles, was greifbar war, um sich gegen den plötzlich ausgebroch­enen Platzregen zu schützen. Das Peloton hatte später nur mit der nassen Abfahrt herunter ins Ziel nach Bagneres-de-Luchon zu kämpfen. Vorher allerdings waren die Profis Opfer eines Pfefferspr­ayeinsatze­s der Polizei geworden – und hätten sicher gern spritzdich­t abschließe­nde Masken gehabt.

Das Rennen selbst wurde längere Zeit beherrscht vom Duell der beiden Franzosen Warren Barguil und Julian Alaphilipp­e um das Bergtrikot. Barguil, der Herausford­erer, holte sich den ersten Punkt. Alaphilipp­e konterte mit vier Punkten gegenüber Barguil mit lediglich zwei. Der Quick Step-Profi zog dann mit zehn weiteren Punkten am Col de la Menté Barguil für diesen Tag endgültig davon. Fortunoeo-Profi Barguil war allerdings auch durch einen Sturz in der Abfahrt beeinträch­tigt.

Beide Fahrer waren Teil einer 47 Mann starken Fluchtgrup­pe, die sich nach dem Zwischenfa­ll mit protestier­enden Bauern gebildet hatte. Am letzten Anstieg setzte sich ein Trio mit dem Italiener Domenico Pozzovivo (Bahrain) und den beiden Niederländ­ern Bauke Mollema (Trek) und Robert Gesink (Lotto Jumbo) heraus. Verfolgt wurden sie von einem Dutzend anderer Fahrer, während das Hauptfeld, angeführt von Sky, lange Zeit im Sicherheit­sabstand von zehn Minuten dahinter hielt. Dies war schlau, denn die Konkurrent­en hatten zahlreiche Helfer vorn platziert. Der letztjähri­ge Tourdritte Romain Bardet hatte drei seiner Teamkolleg­en, die Teams von Mikel Landa, Nairo Quintana und Tom Dumoulin waren ebenfalls mit drei Fahrern vorn. Gesink, der lange um den Etappensie­g mitfuhr, hätte zur Not für sein Kapitäne Primoz Roglic und Steven Kruijswijk zurückgeru­fen werden können.

Auf dem finalen Anstieg sortierten sich die Gruppen vorn immer wieder neu. Der Brite Adam Yates schloss mit Bergkönig Alaphilipp­e zum Trio auf – und setzte sich schließlic­h ab. Der Mitchelton-Profi war in diese Tour mit Klassement­ambitionen gestartet, vor den Pyrenäen aber schon aussichtsl­os zurückgefa­llen. Den Etappensie­g strebte der beste Jungprofi der Tour 2016 nun als Entschädig­ung an. Den Col du Portillon erreichte er auch als Erster mit 22 Sekunden Vorsprung. In der Abfahrt stürzte er aber und musste Alaphilipp­e passieren lassen. Nach der ersten Alpenetapp­e dieser Tour holte sich der Franzose auch den Auftakt in den Pyrenäen. Dass ihm das im Bergtrikot gelang, verschafft­e dem Sieg zusätzlich­e Süße. Zweiter wurde Bahrain-Profi Gorka Izaguirre, Dritter nur der gestürzte Yates. »Es war ein langer schwerer Tag heute, ich habe viel Kraft in der Gruppe gelassen. Es tut mir natürlich leid um Yates, aber auch ich bin mit viel Risiko in die Kurven gegangen«, meinte Alaphilipp­e im Ziel.

In der Favoriteng­ruppe setzte zuerst Jakob Fuglsang eine Attacke. Der Däne gewann 20 Meter, wurde dann aber zurückgeho­lt. Kurz vor der Kuppe versuchte sich der Baske Mikel Landa und schoss vor dem Sky-Zug in die Abfahrt hinein. Lange konnte er sich nicht an der Solofahrt erfreuen. Die Attacken waren damit beendet. Sky manövriert­e sicher um die feuchten Kehren und geht auf den Positionen eins und zwei in den heutigen, nur 65 Kilometer langen, Bergsprint hinein.

 ?? Foto: AFP/Marco Bertorello ?? Ein Stopp am Kornfeld: Auch der führende Geraint Thomas (r.) wurde durch Bauernprot­este aufgehalte­n, am Ende der Etappe blieb er in Gelb.
Foto: AFP/Marco Bertorello Ein Stopp am Kornfeld: Auch der führende Geraint Thomas (r.) wurde durch Bauernprot­este aufgehalte­n, am Ende der Etappe blieb er in Gelb.

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