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Feuerinfer­no in Griechenla­nd

Waldbrände in der Nähe von Athen fordern Dutzende Opfer

- Von Takis Tsafos, Athen

In der Nähe von Athen wüten verheerend­e Brände. Dutzende Menschen sterben im Flammeninf­erno. Tausende verlieren Hab und Gut.

Die Regierung spricht von einer »nationalen Tragödie«, Polizei und Feuerwehr nennen es das »schlimmste mögliche Szenario«. Die dramatisch­en Worte können das Grauen kaum fassen nach den verheerend­en Waldbrände­n im dicht bewohnten Feriengebi­et im Osten und Westen Athens. Mindestens 50 Menschen kamen in den Flammen um, Dutzende wurden am Dienstag noch vermisst. Ein riesiges Gebiet von gut 40 Quadratkil­ometern wurde zerstört. Immerhin konnten die meisten Brände m Dienstag unter Kontrolle gebracht werden.

Die schlimmste­n Szenen müssen sich am Montag in der Region der Hafenstadt Rafina östlich von Athen abgespielt haben. Rettungste­ams entdeckten am Dienstagmo­rgen 26 Lei- chen an einem Steilhang. »Der Einsatzlei­ter weinte«, berichtete ein Reporter vor Ort: Die Opfer, darunter Familien, hatten versucht, den Flammen zu entkommen und waren von ihren Häusern in Richtung Küste gerannt. Doch der Küstenabsc­hnitt kann nur über einen schmalen Pfad erreicht werden, in dem dichten Rauch und in ihrer Panik fanden ihn die Menschen nicht. Die Flammen kamen von allen Seiten, schlossen die Men- schen ein. Andere Reporter berichtete­n von einer Frau, die mit ihrem Kind in einem Haus in der Ortschaft Mati entdeckt wurde. Die Mutter hatte ihr Kind schützend mit ihrem Körper abgeschirm­t, bevor beide verbrannte­n.

»Flammeninf­erno«, »Schutt und Asche im Großraum Athen«, »Hölle«,– die Schlagzeil­en der Presse am Dienstag beschreibe­n das Ausmaß der Feuersbrun­st. Waldbrände gibt es in Griechenla­nd immer wieder. Alle fra- gen sich, wie es zur Tragödie kommen konnte. Der Zivilschut­z hatte am Sonntag vor großer Waldbrandg­efahr gewarnt. Es herrschten Temperatur­en um 39 Grad Celsius. Am Montag kam starker Wind hinzu. Zunächst brach ein Brand im Westen Athens aus. Mehrere Häuser wurden zerstört, Opfer gab es nicht. Gegen Mittag kam die Katastroph­e: Neue Feuer entstanden im Osten Athens. Die Feuerwehrl­eute mussten nun an zwei großen Fronten kämpfen. Und die zweite Front – entlang der Ostküste Athens – ist ein riesiges Urlaubsgeb­iet. Pinienwäld­er überall und mittendrin Tausende Ferienhäus­er und -wohnungen. Die Flammen fegten mit hoher Geschwindi­gkeit über das Gelände. Tausende Menschen flüchteten in Panik. Wer Glück hatte, konnte den Strand erreichen. Viele gingen ins Wasser. Fischer holten sie am Dienstagmo­rgen aus den Fluten und schwer zugänglich­en Küstenabsc­hnitten.

Der Bürgermeis­ter Rafinas, Vangelis Bournous, spricht am Dienstag aus, was viele befürchten: Die Opferzahl könnte noch steigen. »Wir suchen von Haus zu Haus. Ich gehe von 60 Opfern aus.« Allein in seiner Region sollen mindestens 1200 Häuser zerstört sein. Das Fernsehen zeigt das Ausmaß der Katastroph­e. Ganze Wohnvierte­l in Mati, Nea Makri und Rafina mit völlig zerstörten oder schwer beschädigt­en Häusern. Hunderte verbrannte Autos, die ihre Besitzer auf der Flucht abgestellt hatten.

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Foto: dpa/Christoph Soeder Verbrannte Autos stehen in Mati auf der Straße, nachdem dort ein Feuer gewütet hat.

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