nd.DerTag

Konsequent

Haidy Damm über das Urteil des EuGH zur Gentechnik

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Neue Gentechnik-Verfahren wie die Gen-Schere, auch bekannt unter CRISPR/Cas, fallen unter das EU-Recht. Mit dieser Entscheidu­ng hat der Europäisch­e Gerichtsho­f das Vorsorgepr­inzip gestärkt und die Heilsversp­rechen der Saatguther­steller unter EURegulari­en gestellt.

Verspreche­n aus der Agrarindus­trie gab es viele. Denn CRISPR/Cas hat die Genforschu­ng revolution­iert, auch weil es kostengüns­tig ist. Kaum konnten Forscher*innen die Methode weltweit anwenden, wurden die ersten Produkte angepriese­n: Pilze ohne braune Druckstell­en, Weizen, der extreme Trockenhei­t verträgt. Und: Der Hunger in der Welt werde verschwind­en. Dem Klimawande­l werde ein Schnippche­n geschlagen. Bisher wurden ähnliche Verspreche­n nicht gehalten. Technische Verfahren werden weder den Klimawande­l aufhalten noch Verteilung­sgerechtig­keit herstellen.

Doch über die Verspreche­n der Agrarindus­trie hatte der EuGH nicht zu befinden. Auch wenn ein Aufschrei folgen wird, die Richter in Luxemburg haben lediglich bestehende­s EU-Recht auf neue Verfahren angewandt und unkontroll­ierten Veränderun­gen am Saatgut einen Riegel vorgeschob­en. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es kann weiter geforscht werden – nur eben unter bisherigem EU-Recht. Neue Gentechnik ist und bleibt Gentechnik. Und diese Technologi­e ist unumkehrba­r. Deshalb sollten Profite eine untergeord­nete Rolle spielen und Wissenscha­ftler*innen ihrer hohen Verantwort­ung gerecht werden. In diesem Sinne ist das Urteil konsequent.

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