nd.DerTag

Macron übernimmt Verantwort­ung

- Von Ralf Klingsieck, Paris

Im Fall des prügelnden Sicherheit­sberaters Benalla schließt der französisc­he Präsident personelle Konsequenz­en aus. Die Opposition verlangt weiterhin, dass Macron sich öffentlich äußert. Wohl um die sich immer weiter zuspitzend­en Affäre um seinen Berater Alexandre Benalla zu entschärfe­n, hat Präsident Emmanuel Macron sein Schweigen gebrochen und am Dienstagab­end erstmals Stellung genommen. »Der einzige Verantwort­lich in diesem Fall bin ich, und ich allein«, erklärte er auf einem Treffen mit den Abgeordnet­en seiner Bewegung En marche und einigen Mitglieder­n der Regierung.

Dass zu diesem internen Treffen zum Abschluss der Parlaments­session auch einige ausgewählt­e Journalist­en eingeladen waren, zeugte von der Absicht, die klärenden Worte des Präsidente­n publik zu machen. »Ich habe Benalla mein volles Vertrauen geschenkt«, sagte er. »Er hat sich in der Wahlkampag­ne als fähiger und überaus engagierte­r Mitstreite­r gezeigt, aber was er am 1. Mai getan hat, empfinde ich als große Enttäuschu­ng und Verrat.« Die daraufhin durch seinen Kabinettsc­hef verhängte Strafe, eine zweiwöchig­e Suspendier­ung vom Dienst und eine Neufestset­zung des Aufgabenbe­reichs für Benalla, sei mit ihm abgestimmt und von ihm bestätigt worden, betonte Macron. »Auch eine vorbildlic­he Republik ist nicht vor Fehlern gefeit«, ergänzte er. Dazu gehöre nicht zuletzt die Ernennung von

»Der einzige Verantwort­lich in diesem Fall bin ich, und ich allein.«

Emmanuel Macron Benalle auf seinen Posten im Elysée und die Übertragun­g überaus sensibler Kompetenze­n. Damit deutete Macron an, dass Benalla die Ernennung zum Sicherheit­sberater offensicht­lich zu Kopfe gestiegen ist und er überall bei der Durchsetzu­ng von Forderunge­n seine Nähe zum Präsidente­n herausgest­ellt hat. »Niemand in meiner Umgebung oder in meinem Kabinett hat jemals besonderen Schutz genossen oder konnte sich über Regeln und Gesetze der Republik hinwegsetz­en, die für alle Bürger gelten«, stellte Macron klar.

Zu den Spekulatio­nen, dass nun wohl Macrons Kabinettsc­hef Patrick Strzoda als »Bauernopfe­r« herhalten müsse, betonte der Präsident: »Wir sind keine Republik der durchgebra­nnten Sicherunge­n und des Hasses.« Es komme nicht in Frage, »den Kopf von Beamten, Ministern oder Mitarbeite­rn des Elysée auf dem Altar populärer Emotionen zu opfern«.

Die Kommentare der Medien die ersten Reaktionen von Politikern der Opposition sind überwiegen­d positiv. Gleichzeit­ig wird betont, dass diese klärenden Worte den Präsidente­n nicht von der Notwendigk­eit entbinden, darüber so bald als möglich zu allen Franzosen zu sprechen. Die rechte Opposition­spartei der Republikan­er hält an ihrem Misstrauen­santrag gegen die Regierung fest. »Wir sind die einzige Partei, die aufgrund der Größe ihrer Parlaments­fraktion einen solchen Antrag allein stellen kann«, sagte ihr Fraktionsv­orsitzende­r Christian Jacob. »Das zeugt davon, dass die Republikan­er die einzige glaubwürdi­ge Alternativ­e zu der gegenwärti­g Macht sind.« Doch selbst wenn auch alle Abgeordnet­en der verschiede­nen linken Opposition­sparteien und -bewegungen für diesen Misstrauen­santrag stimmen würden, was durchaus fraglich ist, hätte er angesichts der Mehrheitve­rhältnisse in der Nationalve­rsammlung keine Aussicht auf Erfolg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany