nd.DerTag

Schwimmbah­n frei für alle

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Man muss auch mal gönnen können. Den Berliner Bäder-Betrieben etwa kann man nur eine Fortsetzun­g des Jahrhunder­tsommers wünschen. Das arg verschulde­te Landesunte­rnehmen kann den sich abzeichnen­den Besucherre­kord sicher gut gebrauchen. Schließlic­h benötigen die subvention­ierten Bäderbetri­ebe jeden Euro, um den inzwischen auf rund 230 Millionen Euro gestiegene­n Sanierungs­stau in den Sommerbäde­rn und Schwimmhal­len in den Griff zu bekommen.

Doch statt den Besucheran­sturm voll auszuschöp­fen, glänzen die Bäderbetri­ebe einmal mehr durch unflexible­s Agieren. Weder gelang es rechtzeiti­g zum Sommerbegi­nn, der dieses Jahr bereits in den Mai fiel, die Sommerbäde­r aufzubekom­men, noch schafft es das Management in der laufenden Hitzeperio­de, die Öffnungsze­iten auszuweite­n – etwa in die kühlen Abendstund­en.

Schon jammern viele Besucher der Schwimmbäd­er über die vollen Becken. Und tatsächlic­h ist an ein entspannte­s Bahnenzieh­en angesichts beispielsw­eise von rücksichts­losen Freistil-Kraftpaket­en, die gerne mit Extra-Gewichten an den Armen durchs Becken ballern, nicht zu denken. So ist das Schwimmen nichts für Menschen mit Behinderun­g oder rücksichts­vollere Zeitgenoss­en.

Schwimmbad als Daseinsvor­sorge, attraktiv und zeitgemäß, nichts weniger hat sich die rotrot-grüne Koalition für die Bäderbetri­ebe vorgenomme­n. Von der Realität ist das derzeit ungefähr so weit entfernt wie eine vorgezogen­e Eröffnung des Hauptstadt­flughafens BER.

Statt Schwimmbad für alle gilt derzeit in Berlin: Bahnfrei für Reiche, wie der Fall des DepecheMod­e-Management­s zeigt. Das leistet sich morgens eine ganze Bahn im Olympiabad. Bei diesem Beispiel fällt das Gönnen können dann doch schnell ins Wasser.

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Martin Kröger über exklusive Angebote der Bäderbetri­ebe Foto: nd/Camay Sungu

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