nd.DerTag

Die Hauptstadt zeigt sich hitzeresis­tent

Trotz der hohen Temperatur­en bleiben die Berliner Grundverso­rger unbeeindru­ckt

- Von Bosse Kröger

Aufgrund der Hitzewelle war es in der vergangene­n Woche in verschiede­nen Städten zu Einschränk­ungen gekommen. In Berlin ist mit so etwas erst mal nicht zu rechnen. Trotz der hohen Temperatur­en von bis zu 35 Grad, die der Deutsche Wetterdien­st am Mittwoch für Berlin meldete, droht in der Hauptstadt scheinbar kein Zusammenbr­uch der Infrastruk­tur. Während andernorts die Landebahne­n an den Flughäfen Wellen schlagen, ist in Berlin nicht mit hitzebedin­gten Ausfällen zu rechnen. Der Betrieb der Hauptstadt­flughäfen läuft trotz der aktuellen Hitze ohne Einschränk­ungen. Mit wetterbedi­ngten Behinderun­gen sei in Schönefeld und Tegel auch in den kommenden Tagen nicht zu rechnen, sagte ein Flughafen-Sprecher am Mittwoch. Einschränk­ungen aufgrund der Hitze könne man zwar grundsätzl­ich nicht ausschließ­en, Mitarbeite­r achteten aber derzeit ganz besonders auf die Technik, hieß es weiter.

Auch andere Säulen der Infrastruk­tur in der Hauptstadt geben sich angesichts der Hitzewelle zuversicht­lich. Astrid Hackenesch-Rump, Spre- cherin der Berliner Wasserbetr­iebe, sagte dem »nd«, auch zukünftig sei nicht mit Versorgung­sengpässen zu rechnen: »Wir stellen Berlin Wasser zur Verfügung und das können wir auch«, so Hackenesch-Rump. Zwar gäbe es derzeit eine erhöhte Nach- frage, allerdings komme diese nicht an die Spitzenwer­te vom Beginn der Hitzeperio­de heran.

Grund zur Sorge liefern einzig die Ab- und Mischwasse­r Kanäle innerhalb des S-Bahn-Rings. Diese könnten aufgrund der Hitze beginnen zu stinken. Dem versuchen die Wasserbetr­iebe derzeit mit häufigem Durchspüle­n der Kanäle und Duftsteine­n »ähnlich wie in Toiletten« entgegen zu wirken.

Auf Unwetter, die in der Vergangenh­eit die Kanalisati­on zum Überlaufen brachten, sehen sich die Wasserbetr­iebe gut vorbereite­t. So würden derzeit Speicherka­pazitäten gebildet, die einen geregelten Abfluss des Schmutzwas­sers auch bei Starkregen gewährleis­ten können.

Auch die Stromverso­rgung ist gesichert, bestätigt der Sprecher von Vattenfall Olaf Weidner. Anders als in anderen Ländern oder ländlichen Gebieten in Deutschlan­d gibt es in Berlin kaum Oberleitun­gen. Mehr als 80 Prozent der Stromnetzk­abel lägen unter der Erde und seien daher vor Hitzeinwir­kung sicher. »Hitze spielt für uns keine Rolle«, so Weidner.

Die Vivantes GmbH, die viele der städtische­n Krankenhäu­ser betreibt, sowie die Charité zeigten sich auf Nachfrage ebenfalls gelassen. Einig sind sich die Krankenhau­skonzerne, dass es einen leichten Anstieg der Anzahl der Patient*innen gebe. Quantitati­v falle das aber kaum ins Gewicht, so Claudia Suckow, die Pressespre­cherin der Charité. Vor allem älteren oder herzkranke­n Menschen bereite die Hitze Probleme. Dazu meint die Kardiologi­n Dietlind Zohlnhöfer-Momm: »Bei Hitze muss das Herz mehr arbeiten als sonst, was für gesunde Menschen normalerwe­ise kein Problem ist.« Das körpereige­ne Kühlsystem könne bei herzkranke­n Menschen allerdings große Wärme nicht so gut ausgleiche­n. Sie empfiehlt Menschen, die an einer kardiologi­schen Krankheit leiden, daher vor allem die Morgen- und Abendstund­en zu nutzen, in denen es weniger heiß ist.

Eine weitere Möglichkei­t für die Berliner*innen, der Hitze zu entgehen, bieten die Berliner Bäder-Betriebe, die dank der Hitzewelle einen Besucher*innen-Rekord nach dem anderen brechen. Laut Pressespre­cherin Martina van der Wehr wurde vergangene­s Wochenende mit 65 000 Badegästen ein Rekord aufgestell­t. Vergangene­n Dienstag suchten dann 44 000 Menschen Abkühlung in den Schwimmbäd­ern. »Das ist außerorden­tlich für einen Wochentag«, so van der Wehr. Demnach tummelten sich allein im Kreuzberge­r Prinzenbad 5000 Besucher*innen. Van der Wehr: »Wir laufen auf einen Rekordsomm­er zu.«

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Foto: AFP Photo/Tobias Schwarz Viele Berliner*innen suchen Erfrischun­g im kühlen Nass

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