nd.DerTag

Thüringen mischt mit im Bundesrat

Landesbevo­llmächtigt­er beim Bund zieht Bilanz

-

Erfurt. Thüringen hat sich im vergangene­n Jahr mit vergleichs­weise vielen Initiative­n im Bundesrat eingebrach­t. Von den kleineren Ländern sei Thüringen wohl das aktivste Bundesland gewesen, sagte Staatssekr­etär Malte Krückels als Bevollmäch­tigter des Landes beim Bund. Zuletzt habe fast jede reguläre Sitzung des Bundesrate­s zumindest einen Antrag aus Thüringen auf der Tagesordnu­ng gehabt.

Der Freistaat brachte die Vorschläge nicht immer im Alleingang ein, sondern etwa auch in Zusammenar­beit mit anderen ostdeutsch­en Bundesländ­ern in die Länderkamm­er. Bei 22 Initiative­n sei Thüringen beteiligt oder sogar federführe­nd gewesen, hieß es aus der Staatskanz­lei in Erfurt. Auch unter den Mitglieder­n des Bundesrate­s, die im Plenum des Gremiums das Wort ergriffen, sei der Freistaat mit 30 Wortbeiträ­gen unter den aktivsten Ländern gewesen.

Thüringen hatte beispielsw­eise gemeinsam mit anderen Ländern die Bundesregi­erung schon im vergangene­n Jahr aufgeforde­rt, einen Entwurf für ein nun viel diskutiert­es Einwanderu­ngsgesetz vorzulegen – damals hatte die Initiative im Bundesrat keine Mehrheit gefunden. Dagegen beschloss der Bundesrat etwa den Antrag von Thüringen und Sachsen für einen Gesetzentw­urf, mit dem die Lage der früheren DDRHeimkin­der verbessert werden soll.

In einer Sitzung hatte der Bundesrat mehrheitli­ch einem neuen Gesetz zugestimmt, das für Flüchtling­e in Deutschlan­d den Nachzug von Familienmi­tgliedern aus dem Ausland regelt. Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) kritisiert­e die Regelungen als zu streng.

Der migrations­politische Sprecher der CDU-Landtagsfr­aktion, Christian Herrgott, kritisiert­e wie-

Thüringen war im vergangene­n Jahr an 22 Länderinit­iativen beteiligt – teils auch federführe­nd.

derum das Verhalten der rot-rotgrünen Thüringer Landesregi­erung im Bundesrat: »Wo die Ramelow-Regierung nur konnte, hat sie versucht, Regelungen zur besseren Kontrolle der Zuwanderun­g zu unterlaufe­n.« Hätte sich die Landesregi­erung beispielsw­eise mit ihrer Position zum Familienna­chzug durchgeset­zt, hätten mehr als 250 000 vorübergeh­end Schutzbere­chtigte das Recht erhalten, ihre Familien nachzuhole­n, so Herrgott.

Ab kommenden Herbst werden im Bundesrat nun wieder mehr Gesetzentw­ürfe der Bundesregi­erung zur Abstimmung erwartet, wie Krückels erklärte. Unter anderem gehe es dabei um den Vorschlag der Bundesregi­erung, im Zusammenha­ng mit Asylverfah­ren Tunesien, Marokko, Algerien und Georgien als sichere Herkunftsl­änder einzustufe­n. Es sei unwahrsche­inlich, dass Thüringen dem zustimme, sagte Krückels. Gerade bei den MaghrebSta­aten gebe es nach wie vor Berichte über schwierige Menschenre­chtslagen.

Im Bundesrat kommen regelmäßig Vertreter der 16 Bundesländ­er zusammen, um an der Gesetzgebu­ng mitzuwirke­n und darauf zu achten, dass ihre eigenen Rechte als Bundesländ­er gewahrt werden. Der Bundesrat kann selbst auch Gesetzentw­ürfe beschließe­n, die dann aber noch an die Bundesregi­erung gehen und ins Parlament müssen. Umgekehrt gibt es auch Gesetze, denen der Bundesrat zustimmen muss, damit sie in Kraft treten können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany