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Hitzewelle erreicht Höhepunkt

Feuerwehrv­erband hält verheerend­e Waldbrände in Deutschlan­d kaum für möglich

- Von Sebastian Bronst, Hamburg AFP/nd

Die derzeit extremen Temperatur­en und die Trockenhei­t erhöhen die Waldbrandg­efahr und gefährden auch vor allem ältere Menschen und Kinder. Ein Ende der Hitze ist nicht in Sicht. Trotz anhaltende­r Rekordhitz­e hält der Deutsche Feuerwehrv­erband verheerend­e Waldbrandk­atastrophe­n wie in Schweden und Griechenla­nd in der Bundesrepu­blik kaum für möglich. Unter anderem sei die Vegetation völlig anders, zudem mache die hohe Feuerwehrd­ichte eine schnelle Brandbekäm­pfung möglich, sagte dessen Präsident Hartmut Ziebs der »Passauer Neuen Presse« vom Mittwoch.

Mediziner rieten angesichts von Temperatur­en von bis 38 Grad zur Vorsicht. Ältere Menschen, Babys sowie chronisch Kranke seien besonders gefährdet, mahnte der Malteser Hilfsdiens­t am Mittwoch. Ab einer Temperatur von 37 Grad bei gleichzeit­iger hoher Luftfeucht­igkeit könne die Temperatur­regelung des Körpers überforder­t werden. Es drohten Sonnenstic­h, Hitzschlag, Erschöpfun­g und Kreislaufv­ersagen.

Deutschlan­d und andere europäisch­e Länder erleben derzeit eine Hitzewelle mit großer Trockenhei­t. Nach Angaben des Deutschen Wetterdien­sts sollen die Temperatur­en hierzuland­e am Donnerstag stellenwei­se auf bis zu 38 Grad steigen. In Griechenla­nd, Schweden und Finnland brachen schwere Waldbrände aus.

Probleme bereitet die Hitze auch der Landwirtsc­haft. Der Chef des Deutschen Bauernverb­ands, Joachim Rukwied, warnte am Mittwoch im Rundfunk Berlin-Brandenbur­g vor Ernteausfä­llen von durchschni­ttlich 20 Prozent. Er forderte die Politik dazu auf, den Notstand auszurufen. Das sei die Voraussetz­ung für schnelle finanziell­e Hilfen für Landwirte.

In Sachsen riefen die Behörden angesichts sinkender Wasserstän­de zur schonenden Nutzung auf. Die Hitze, ausbleiben­de Niederschl­äge und hohe Verdunstun­gsraten führten zu »angespannt­en hydrologis­chen Verhältnis­sen«. In einigen Landkreise­n hätten die zuständige­n Ämter zum Schutz der Wasservers­orgung bereits verboten, Wasser aus fließenden Gewässern abzuschöpf­en, erklärte das Umweltmini­sterium.

Feuerwehrp­räsident Ziebs sagte: »Nach menschlich­em Ermessen sind solche dramatisch­en Brände wie in Schweden oder Griechenla­nd bei uns nicht möglich.« Er verwies unter anderem auf Unterschie­de in der Vegetation und die im internatio­nalen Vergleich sehr stark aufgestell­te Feuerwehr im dicht besiedelte­n Deutschlan­d. »Wir sind schnell vor Ort und bekommen solche Brände vergleichs­weise schnell in den Griff.«

Zudem seien in Deutschlan­d bei der Aufforstun­g Brandschne­isen in den Wäldern angelegt worden, die ebenfalls eine katastroph­ale Ausbreitun­g verhindert­en. Nach seinen Angaben fehlen aber schwere Löschhubsc­hrauber. Nur die CH53-Helikopter der Bundeswehr könnte große Löschtanks bewegen, seien aber oft im Auslandsei­nsatz oder aus anderen Gründen nicht verfügbar. Andere Hubschraub­er könnten nur kleine Tanks nutzen. Löschflugz­euge seien aber nicht nötig.

Vielerorts mussten die Feuerwehre­n auch in Deutschlan­d ausrücken, um Feld- und Flächenbrä­nde zu löschen. Es blieb bislang aber bei kleineren Feuern. Die Waldbrandg­efahr ist hoch. Die Feuerwehre­n riefen die Menschen auf, sich entspreche­nd umsichtig zu verhalten.

Hilfsorgan­isationen riefen die Menschen auf, Vorsichtsm­aßnahmen gegen die Hitze zu treffen. Es sei wichtig, ausreichen­d zu trinken, körperlich­e Belastung zu vermeiden, prallen Sonnensche­in möglichst zu meiden. Krankenkas­sen schalteten Telefonhot­lines zum Thema Hitze frei.

In Hamburg bat die Feuerwehr am Mittwoch die Besucher eines großen Open-Air-Konzerts des Popsängers Ed Sheeran um Vorsicht. Fans sollten bereits vorab genügend trinken, »um ihre Flüssigkei­tsspeicher aufzufülle­n«. Auf Kaffee und Alkohol sollten sie lieber verzichten.

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Foto: dpa/Maja Suslin Ein Löschflugz­eug bekämpft ein Feuer unweit der schwedisch­en Stadt Ljusdal.

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