Das Schweigenmüssen thematisieren
Zu »Antisemiten, die keine sein wollen«, 25.7., S. 4; online: dasND.de/1095343
Wir tun gern so, als könnten wir in unserer Gesellschaft die Geschichte aufarbeiten oder über Erlebnisse sprechen, doch aus juristischen Gründen können viele Menschen nicht mitreden. Bis heute gibt es keinerlei Hilfe für Kinder, die wegen Antisemitismus in der Familie Konflikte erleben. Offiziell gibt es so einen Konflikt gar nicht.
Wenn die Bevölkerung dazu aufgerufen wird, die Geschichte aufzuarbeiten oder gegen Antisemitismus zu protestieren, müsste man einen Raum dafür schaffen. Wie soll man gegen etwas aufstehen, das man nicht benennen darf, weil man dann juristisch belangt wird oder Gewalt erfährt? Ich wür-
de mich freuen, wenn das Schweigenmüssen mehr thematisiert wird, weil es eine zentrale Rolle spielt. Lisa Müller, per E-Mail »Der Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann«, heißt es in der von der Bundesregierung angenommenen Arbeitsdefinition.
Das ist schlichtweg blanker Blödsinn, wenn nicht gar eine leichtfertige oder bewusste »Verbalverschleierung«. Antisemitismus ist Judenhass und damit menschenverachtend! Und das nicht im Konjunktiv, sondern im Alltag an Schulen, auf der Straße, in Shitstorms, am Stammtisch und im scheinbar gelehrten Diskurs unter Pseudo-Intellektuellen.