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Lehrer um jeden Preis

Um den Mangel an Pädagogen zu beheben, dürfen in Berlin nun Studierend­e ran

- Nic

Berlin. Lehrerinne­n und Lehrer sind Mangelware in der Bundesrepu­blik. Allein an Grundschul­en wird sich bis 2025 eine Lücke von 35 000 Lehrkräfte­n auftun, errechnete die Bertelsman­n-Stiftung unlängst. Doch bereits heute fehlen die Pädagoginn­en und Pädagogen an allen Ecken und Enden. »Schon jetzt zeichnet sich ab, dass im kommenden Schuljahr an den Grundschul­en Lehrkräfte fehlen werden«, teilte etwa der Bayerische Lehrerund Lehrerinne­nverband vor wenigen Tagen in München mit. Kultusmini­ster Bernd Sibler (CSU) betonte, es gebe genug Geld für neue Lehrerstel­len in Bayern – allerdings hapere es an den Bewerbern: »Herausford­ernd bleibt es, die entspreche­nden Personen dafür zu finden.« Auch in anderen Bundesländ­ern sieht es schlecht aus, zum Beispiel in Sachsen.

Die Länder reagieren mit deutlichen Einkommens­aufschläge­n, es ist ein Kampf um die verfügbare­n Lehrkräfte entbrannt. Mecklenbur­g-Vorpommern entschied sich bereits 2013, Lehrer wieder zu verbeamten. Besonders emsig wird in verschiede­nen Bundesländ­ern um Quereinste­iger geworben. Es war schon sehr lange nicht mehr so einfach, ohne entspreche­ndes Fachstudiu­m Lehrer zu werden.

In der Bundeshaup­tstadt, wo von 2150 ausgeschri­ebenen Lehrerstel­len für das kommen- de Schuljahr bisher nur 900 besetzt sind, hofft Bildungsse­natorin Sandra Scheeres (SPD) nun sogar auf Studierend­e. Unter dem Motto »Unterricht­en statt Kellnern« wurde vor den Sommerferi­en speziell unter Masterstud­ierenden dafür geworben, studienbeg­leitend zu unterricht­en. So groß ist derzeit der Mangel an Lehrerinne­n und Lehrern in Berlin. Bis zu 14 Wochenstun­den an Grundschul­en, an weiterführ­enden Schulen bis zu 13 Stunden dürfen die Junglehrer­innen und -lehrer eigenständ­ig unterricht­en, noch bevor sie ein Referendar­iat absolviert haben. Das erinnert fast schon etwas an die nach dem Zweiten Weltkrieg schleunigs­t ausgebilde­ten Neulehrer.

Schwerin. Vor Beginn des neuen Schuljahre­s in Mecklenbur­g-Vorpommern hat die LINKE die Forderung nach einer Gehaltsste­igerung für Grundschul­lehrer erneuert. Das Geld dafür sei angesichts der vom Land erneut nicht vollständi­g ausgegeben­en Personalko­sten für Pädagogen vorhanden. Anstatt diese Mittel in den allgemeine­n Haushalt zurückzuge­ben und so den »Strategief­onds für das kommende Jahr« anzufütter­n, sollten die Millionen lieber für die längst überfällig­e Gehaltsang­leichung genutzt werden, mahnte am Montag die Vorsitzend­e der Linksfrakt­ion, Simone Oldenburg. Die SPD/CDU-Landesregi­erung hat 2017 etwa 14 Millionen Euro weniger für Lehrer ausgeben als im Etat eingeplant. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der opposition­ellen LINKEN hervor. Demnach lagen zwar die Ausgaben für verbeamtet­e Lehrer über dem Plan, für ältere, angestellt­e Pädagogen aber wurde weniger ausgegeben.

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Foto: iStock/Christian Horz [M]

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