Bauernverband fordert Hilfen
Bund-Länder-Treffen zu Ernteausfällen am Dienstag
Berlin. Angesichts bedrohlicher Einbußen durch die wochenlange Dürre in vielen Regionen Deutschlands dringen die Bauern auf rasche Nothilfen. »Eine Milliarde Euro wäre wünschenswert, um die Ausfälle auszugleichen«, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montag). Dafür sollten der entsprechende Notstand erklärt und dann ein solches Budget bereitgestellt werden. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter forderte angesichts der Dürre und der geringeren Menge an Futtermitteln deutlich höhere Milchpreise. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft wandte sich in einem offenen Brief an den Lebensmittelhandel.
An diesem Dienstag wollen Bund und Länder eine erste Bestandsaufnahme zu Schäden auf Feldern und Wiesen vornehmen. Das Bundesagrarministerium zeigte sich »besorgt«, bekräftigte aber, dass über besondere Bundeshilfen erst nach der für Ende August geplanten Abschlussbilanz der Ernte entschieden werden soll.
Der Bauernverband fordert wegen der Dürre Entschädigungen. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft setzt lieber auf faire Erzeugerpreise. Am Dienstag beraten Bund und Länder.
Seit Wochen kein Regen, das bedeutet für die Landwirte in Deutschland Ernteausfälle von bis zu 70 Prozent. Der Deutsche Bauernverband (DBV) fordert deshalb von Bund und Ländern finanzielle Unterstützung. »Eine Milliarde Euro wäre wünschenswert, um die Ausfälle auszugleichen«, sagte DBV-Präsident Joachim Rukwied der Funke-Mediengruppe. Betriebe, deren Erträge um mehr als 30 Prozent unter dem Schnitt der letzten Jahre liegen, müssten direkte Hilfen erhalten.
Nicht nur die Ackerbauern sind betroffen, auch Tierhalter müssen mit Einbußen rechnen – die Futtermittel werden knapp und teuer. Deshalb fordern die Milchbauern deutlich höhere Milchpreise. »Nötig wären 41 Cent pro Liter«, sagte der Sprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter, Hans Foldenauer, dem Berliner »Tagesspiegel«. Aktuell liegen die Preise bei rund 36 Cent pro Kilogramm.
Auch die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) wendet sich in diesen Tagen eher an die Abnehmer als an die Politik. In einem offenen Brief an Molkereien, Schlachthofunternehmen, Getreidehandel und Lebensmittelketten fordert der AbL-Bundesvorstand die Unternehmen zu Solidarität auf. »Es ist zu einfach, jetzt vor dem BundLänder-Agrartreffen in Berlin staatliche Hilfen einzufordern. Was den Betrieben schnell helfen kann, das sind faire Erzeugerpreise für unsere bäuerliche Arbeit und für unsere gesunden Lebensmittel«, heißt es in dem Brief. Die AbL kritisierte die Praktiken einzelner Unternehmen, in der aktuellen Situation die Not der Bäuerinnen und Bauern auszunutzen und Preissenkungen anzukündigen.
Zudem erneuerte die Bauernorganisation ihre Forderung an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, nach dem Bund-LänderTreffen einen Agrargipfel aller Marktbeteiligten einzuberufen. Die CDU-Politikerin will für Dienstag ihre Länderkollegen einladen und am Mittwoch im Kabinett über die Situation berichten. Sie sei »sehr besorgt über die Auswirkungen der Dürre, unter der viele Bauern vor allem im Norden und im Osten Deutschlands leiden müssen«, ließ Klöckner mitteilen. Das komplette Bild dürfte jedoch erst nach der Erntebilanz Ende August vorliegen. Erst auf dieser Grundlage würden Entscheidungen getroffen, so Klöckner.
Doch nicht für alle ist die Dürre negativ. Die deutschen Winzer erwarten ein herausragendes Weinjahr. Sie starten die Traubenlese in diesem Jahr schon Anfang August, so früh wie nie zuvor. Auch manchen Obstbauern kommt die trockene Hitze derzeit eher entgegen.