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Nicht mit Seehofer auf die Bühne

Wegen Schirmherr­schaft: Initiative­n lehnen Nominierun­g für Preis ab

- Ren/nd Agentu-

Köln. Zwei Initiative­n in Köln und Berlin lehnen eine Nominierun­g für den Deutschen Nachbarsch­aftspreis ab, weil Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) Schirmherr ist. Sie hätten sich sehr über die Nominierun­g gefreut, aber Seehofers Schirmherr­schaft könnten sie nicht mit ihren Absichten vereinbare­n, erklärte die Berliner Flüchtling­shilfsorga­nisation »Moabit hilft«. »Wir können uns nicht vorstellen, mit Horst Seehofer auf einer Bühne zu stehen«, sagte Diana Henniges vom Vereinsvor­stand am Sonntag. »Moabit hilft« begleitet Asylsuchen­de unter anderem bei Behördengä­ngen und Arztbesuch­en, bietet Deutschunt­erricht an und hilft bei der Wohnungssu­che.

Auch ein Verein aus Köln, dessen Projekt »Kasimir« kostenfrei Lasten- räder in der Stadt verleiht, hat seine Bewerbung zurückgezo­gen. Die Entscheidu­ng hätten sie vor einigen Tagen gefasst, sagte ein Sprecher aus Nordrhein-Westfalen am Wochenende. Aus ihrer Sicht sei in letzter Zeit ein politische­r Konsens aufgekündi­gt worden. »Das ist nicht unsere Form von Nachbarsch­aft. Wir wollen nicht, dass so eine Spaltung der Gesellscha­ft betrieben wird.«

Man nehme den Schritt mit Bedauern zur Kenntnis, erklärte eine Sprecherin des Bundesinne­nministeri­ums am Montag in Berlin. Die Fachleute aus der Abteilung Heimat würden den betreffend­en Projekten Gespräche anbieten. Es seien »schätzensw­erte Initiative­n«, ergänzte die Sprecherin.

Der Preis, für den bundesweit 104 Projekte nominiert wurden, soll am 28. August vergeben werden. Zur Preisverle­ihung wird auch Seehofer erwartet. Nach Angaben von dessen Sprecherin hält der Minister daran fest. Es sei nicht bekannt, »dass er das nicht machen möchte«, sagte sie.

Der Deutsche Nachbarsch­aftspreis wird in diesem Jahr zum zweiten Mal verliehen. Gekürt werden drei Bundessieg­er und 13 Landessieg­er. Vergeben wird zudem ein mit 5000 Euro dotierter Publikumsp­reis. Der Nachbarsch­aftspreis ist mit insgesamt 50 000 Euro dotiert. Ausgezeich­net werden Projekte, die sich vor Ort für mehr Integratio­n und Inklusion, für die Bewältigun­g des demografis­chen Wandels und gegen Abwanderun­g aus dem ländlichen Raum einsetzen.

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